Startnext-Projektbetreuering Johanna Stiller hat in den vergangenen Monaten die Höhen und Tiefen rund um die Insolvenz der Berliner Buchhandlung Ocelot mitverfolgt. Für 2015 wünscht sie sich, dass die Branche mehr nach rechts und links blickt – und zugleich nach vorne.
Das hat mich am meisten gefreut:
Kennen Sie die ocelot-Buchhandlung in Berlin? Wenn nicht, sie ist immer einen Besuch wert – auch online! Was mich da nun so gefreut hat, hatte eigentlich einen betrüblichen Auslöser: Die Buchhandlung musste Insolvenz anmelden. Die darauf folgende geballte Solidarität ihrer Liebhaber zeigt aber auf motivierende Art und Weise, was für einen Rückhalt Frithjof Klepp und sein Team in ihren Stammkunden finden – Kundenbindung durch Herzblut!
Das hat mich am meisten geärgert:
Mich ärgern immer wieder unausgereifte digitale Strategien von Verlagen, manchmal habe ich fast den Eindruck es werden „Experimente“ gewagt nur des Experiment-Wagens wegen – Ausgang zweitranging.
Das war mein größter Irrtum:
Auch wieder ocelot – ich war mir sicher, mit ihren frischen Ideen und ihrem tollen Konzept hätten sie genau den Dreh raus. Das sehe ich zwar immer noch so, als dann aber die Insolvenz anklopfte hat mich das schon etwas schockiert.
Dies war meine Heldin/mein Held des Jahres:
Meine Helden sind Vordenker und Ideenreiche, die sich trauen zu „machen“. Alle Autoren, Journalisten und andere Kreative, die sich mit ihren Ideen herauswagen und die ich zum Beispiel als Projektbetreuerin bei der Crowdfunding-Plattform Startnext auf einem Teil ihres Weges begleiten und unterstützen darf. Immer wenn ich dann ein so entstandenes Buch im Laden entdecke, empfinde ich eine Art Mutter-Stolz!
Das habe ich 2014 am liebsten gelesen:
Da fällt die Wahl sehr schwer. Als letztes habe ich „The Circle“ von Dave Eggers gelesen, eine Lektüre die gleichzeitig sehr unterhaltsam aber auch erschreckend war. Beschrieben wird eine Art Dystopie, die aktuelle Entwicklungen von Social Media, Vernetzung und großen kalifornischen Tech-Startups in bedrohlicher Weise weiterdenkt – und mich damit eigene Nutzungsgewohnheiten reflektieren ließ. Zum Ausgleich stürze ich mich jetzt in „Die Pfaueninsel“ von Thomas Hettche.
Das steht auf meiner persönlichen Agenda 2015 (Top-3):
- Ich war vor Kurzem in Ägypten – Luxor, Tempel, Nil – das will ich jetzt zum Anlass nehmen, mich endlich an Thomas Manns „Joseph und seine Brüder“ zu wagen.
- Als Einstieg ins neue Jahr werde ich aber erstmal „Was zählt 2015“ lesen, Fakten, Trends und Visionen aus den Bereichen Gesellschaft und Wirtschaft, Technologie, Ökologie und Politik.
- Allgemein nehme ich mir mal wieder vor, mein Bücherregal zu sortieren und mich an meine viel zu schnell wachsende Backlist zu machen – Bücher die irgendwie ins Regal wandern bevor ich Zeit finde, sie zu lesen, und dort dann irgendwie untertauchen.
Das muss sich in der Branche 2015 ändern:
Sehr allgemein, aber ich denke die Branche kann viel von anderen Branchen lernen. Was dabei wohl nicht hilft: Selbst-Beweihräucherung im einen Extrem, Endzeitpessimismus im anderen. Immer nach vorne!
Weitere Jahresrückblicke 2014:
buchreport.de-Jahresrückblick: Sophie Schmidt
buchreport.de-Jahresrückblick: Florian Geuppert
buchreport.de-Jahresrückblick: Miriam Behmer
buchreport.de-Jahresrückblick: Christiane Frohmann
buchreport.de-Jahresrückblick: Felix Wegener
buchreport.de-Jahresrückblick: Jens Klingelhöfer
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