Das Buchhandelsjahr 2009 war also gar nicht so schlecht. Alle Vertriebswege zusammen genommen, ist die Branche womöglich ausgerechnet im Krisenjahr sogar etwas gewachsen und da sind die sukzessive hinzugekommenen Ergänzungssortimente, die „Nonbooks“, nicht einmal mitgerechnet. Das nimmt für den Moment ein wenig den Druck, kann aber nicht dazu führen, auf business as usual zu setzen.
Dem stationären Handel muss nicht nur Sorge bereiten, dass wie gehabt der Online-Handel weiter wächst, sondern vor allem, dass er selbst auf seinen vergrößerten Flächen messbar weniger Bücher verkauft. Die Händler selbst haben zu lange gezögert, ihre seit langem eingerichteten Online-Shops nicht nur als Pflicht zu begreifen, sondern offensiv zu integrieren. Sich jetzt als Rund-um-die-Uhr-Anbieter einschließlich E-Book-Offerte zu positionieren, nachdem Amazon & Co. in den Köpfen und in der Internet-Favoritenliste fest verankert ist, wird ein mühsames Geschäft.
Beim Umsatz hat sich der rückläufige Absatz in den Läden aktuell noch nicht bemerkbar gemacht, weil die Verlage im vergangenen Jahr nach langem Zögern auf den Kostendruck reagiert und im Schnitt die Preise für Bücher angehoben haben. Parallel hat der Buchhandel sein MA-Angebot eher zurückgefahren. Dass höhere Preise akzeptiert werden, ist eine wichtige Erfahrung. Anders als etwa im Lebensmittelhandel, wo sich die Preise z.B. für ein Pfund Kaffee leicht vergleichen lassen, was zu die Margen belastenden Preisschlachten führt, haben viele Bücher ihren eigenen Wert. Wie belastbar der ist, werden die Verlage in diesem Jahr weiter testen. Das mag den Spielraum schaffen, auch an den Stellschrauben auf den zahlreichen anderen Baustellen der Branche zu drehen.
aus buchreport.express 1/2010
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