- Die Sicht der Geschäftsführung: Nach Aussage des Unternehmens verhandelt die Führungsspitze bereits seit Anfang September mit dem Betriebsrat über die Zukunft des Kundendienstes. Am 21. Oktober hat die Geschäftsführung (wie berichtet) die Mitarbeiter informiert, dass der Kundendienst ausgelagert werden soll. Die Maßnahme sei „schmerzhaft aber alternativlos“, so Weltbild-Chef Carel Halff.
- Die Sicht der Arbeitnehmervertreter: Laut „Weltbild-Verdi-Blog“ wurden die 140 betroffenen Mitarbeiter „vor vollendete Tatsachen gestellt“. In den vergangenen Monaten wäre viel Zeit gewesen, über alternative Lösungen zu verhandeln, wenn die Geschäftsführung frühzeitig zugegeben hätte, dass der Kundendienst ausgelagert werden soll. Die Entscheidung sei „eine unternehmerische Kurzschlussreaktion“, um Eigentümer und Banken zu beruhigen. Vor der nächsten Verhandlung mit der Geschäftsführung wollen die Mitarbeiter deshalb am kommenden Samstag auf die Straße ziehen. Die Demonstration soll am Willy-Brandt-Platz beginnen und zum Augsburger Dom führen.
Update: Der Weltbild-Betriebsrat bezichtigt die Geschäftsleitung, die den Tätigkeitsbereich des Kundenservice mit „Bestellerfassung, Telefondienst und Lieferanfragen“ umrissen hat, der Lüge. In der Öffentlichkeit soll das Bild vermittelt werden, „dass eine teure, firmeneigene Abteilung mit derart schlichtem Bestätigungsfeld wirtschaftlich nicht tragbar ist.“ Der Betriebsrat bezeichnet das Kundencenter dagegen als „Herzstück der Kommunikation mit unseren Kunden“, wenn diese Fragen jeglicher Art hätten oder bei der Abwicklung des Versandgeschäfts Probleme aufgetreten seien. Der firmeneigene Kundendienst sei durchaus noch zu optimieren, habe es aber nicht verdient, „auf eine derartige Weise diskreditiert zu werden, um ein fragwürdiges Outsourcing zu legitimieren“.
Die Situation scheint festgefahren: Während die Arbeitnehmervertreter grundsätzlich über die Pläne verhandeln wollen und um den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen, hat die Geschäftsführung die Verhandlungen laut Betriebsrat für gescheitert erklärt und will nun über die Rahmenbedingungen der Entlassungen diskutieren. Um sich rechtlich abzusichern, sei die Weltbild-Geschäftsführung vor das Arbeitsgericht gezogen, wo eine Einigungsstelle darüber befinden soll, welche Seite recht bekommt. Laut Geschäftsführung soll das Gericht die Gespräche lediglich als „unabhängiger Dritter“ begleiten.
Die Weltbild-Geschäftsführung offenbart hier nicht zum ersten Mal höchst unkollegiales, um nicht zu sagen Menschen verachtendes Verhalten. Es war Halff, der nachweislich einigen mittelständischen Ratgeber-Verlagen schwer geschadet hat, indem er deren verkaufsstarke Ratgeber oft bis in Titelähnlichkeit „nachbauen“ ließ und somit einigen Verlagen das Wasser abgrub.