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Weniger, aber teurere Taschenbücher

Es geht immer noch ein bisschen schlanker, zeigen die Taschenbuch-Verlage:

  • Die Momentaufnahme der aktuellen Taschenbuch-Auslieferung liegt mit 15% deutlich unter Vorjahr (s. die Juni-Auswertung unten).
  • Das passt zum Befund des 1. Halbjahrs 2016, in dem die Verlage gut 9% weniger Taschenbuch-Neuerscheinungen produziert haben.
  • Die Drosselung der Produktion knüpft an die Reduktionen der Jahre 2013 (–16%), 2014 (–6,5%) und 2015 (–1,5%) an.

Mit weniger Titeln wird das rückläufige Taschenbuch-Geschäft rentabel gehalten. Die Zahl der Neuerscheinungen wird dabei von den Verlagen deutlich stärker zurückgefahren, als es der Gesamtnachfrage entspricht, die zwar durch E-Books und Paperbacks beeinträchtigt wird, aber keineswegs dramatisch einbricht. Die signifikante Drosselung ist vielmehr auch eine Reaktion auf die vorangegangene langjährige Überproduktion und die damit verbundenen Remittendenberge. Ein weiterer Faktor ist die stärkere Fokussierung von Handel und Publikum auf Spitzentitel.

Trotz weniger Titeln viel »Austauschbares«

Dem stationären Buchhandel ist die stärkere Vorselektion ausdrücklich recht, wie eine buchreport-Schnellumfrage Anfang dieser Woche mit 76 Teilnehmern gezeigt hat: Für fast zwei Drittel der Buchhändler kann das Taschenbuch-Angebot sogar gern noch weiter zurückgefahren werden (s. auch S. 1).

Allerdings gibt es auch deutliche Kritik, nämlich dass trotz der grundsätzlich willkommenen Fokussierung auf eher 300 denn 500 Novitäten im Monat weiterhin zu viele inhaltlich und auch in der Gestaltung „völlig austauschbare Titel“ produziert werden, namentlich Softsex-Serien, in Feriendestinationen ermittelnde Kommissare und Neuerscheinungen, die in diesen Tagen das Wort „Sommer“ im Titel führen, wie ein Buchhändler genervt anmerkt (s. buchreport.datei).

Die Akzeptanz von Preisen über 10 Euro steigt

Weniger Titel zu produzieren, ist die eine Steuerschraube, die andere ist der Preis, bei dem sich zuletzt für die Masse eine Art Einheitspreis von 9,95/9,99 Euro durchgesetzt hat. Aber immerhin ein Viertel der Neuerscheinungen wird mittlerweile mit zweistelligen Euro-Zahlen ausgepreist, auch bei den großen Mainstream-Verlagen befinden sich 20% in der Preisschublade 10+.

Und auch das wird überwiegend im Handel begrüßt, denn die Kunden akzeptieren offenbar mehrheitlich Taschenbuch-Preise oberhalb 10 Euro, und zwar „immer“, sagen 22% der Händler oder zumindest „häufig“ (49%). Die Akzeptanz höherer Preise steigt spürbar bei Taschenbüchern ab 600 oder gar 1.000 Seiten sowie bei Sachbüchern und eingeführten Bestsellerautoren. Etwas kritischer ist die Situation bei Krimis und leichtem Unterhaltungslesefutter, aber auch dort sehen Buchhändler eine Tendenz, auch Preise oberhalb der magischen 9,99-Euro-Schwelle zu akzeptieren.

Höhere Preise funktionieren nicht überall

So sehr höhere Preise die Rentabilität auch im Handel steigern können und sollen, bleibt das Pricing eine Gratwanderung. „Ob 10 oder 12 Euro, das scheint unsere Kundschaft wenig zu kümmert“, sagt der eine Buchhändler, ein anderer berichtet, dass in seiner strukturschwachen Region Kunden offen darüber sprechen, auf den Gebrauchtbuchmarkt auszuweichen. Am konkreten Beispiel: Vom jüngsten Taschenbuch des KiWi-Autors Volker Kutscher („Märzgefallene“) für 12 Euro verkaufe man deutlich weniger Exemplare als vom Vorgänger-Band für 9,99 Euro.

TASCHENBUCH  295 Neuerscheinungen im Juni

Deutlich weniger Lizenztitel

Vor der Urlaubssaison haben die Verlage keineswegs viele Taschenbücher in den Markt geschoben. Die Taschenbuch-Produktion für Juni liegt im Gegenteil deutlich unter Vorjahr und auch unter den vorangegangenen Monaten dieses Jahres:

  • Die 295 Titel markieren den Juni-Tiefstand in der seit Jahrzehnten durchgeführten Taschenbuch-Erhebung (s. die links nebenstehende Grafik  1  ).
  • Die Novitätenzahl liegt deutliche 15% unter der Juni-Auslieferung 2015.
  • Der Rückgang betrifft sowohl Sachbuch als auch Belletristik, wobei sich im Romanfach vor allem ein Rückgang im belletristischen Kinder- und Jugend-Taschenbuch bemerkbar macht.
  • Bei der Zusammensetzung ist auffällig, dass die Zweitverwertungen in Form der klassischen Taschenbuch-Lizenz, die normalerweise etwa die Hälfte der Neuerscheinungen ausmachen, aktuell nur auf einen 40%-Anteil kommen während Original- und Deutsche Erstausgaben zulegen  2  .

Das heißt im Klartext: Die beschriebene Programm-Verschlankung ist allein bei den Lizenztiteln erfolgt.

Aufgeweichte 10-Euro-Schwelle

Was weiter kräftig zulegt, ist der für eine Taschenbuch-Novität zu zahlende Preis, der im Durchschnitt in der Juni-Auslieferung bei 10,63 Euro liegt  3 :

  • Der Anteil der Titel unter 9 Euro ist von 29% (Juni 2015) auf aktuell 13% zurückgegangen, wobei hier auch reinspielt, dass weniger (niedrigpreisige) Kinder- und Jugend-Taschenbücher aufgelegt wurden.
  • Im Gegenzug wurden immerhin 35% der Novitäten über die 10-Euro-Schwelle gehoben; im Juni 2015 waren es „nur“ 20%. Damit schließt sich tendenziell die bisher bestehende Lücke zum Paperback, für dessen etwas höherwertigere Ausstattung meist 12,99 bis 16,99 Euro aufgerufen werden.
  • Die Masse der neuen Taschenbücher (52%) kostet weiterhin 10 Euro – abzüglich der Cent-Kosmetik.

Der beschriebene Preistrend nach oben gilt in etwas schwächerer Form auch für die großen Verlage, die mit Blick auf die von ihnen bedienten nichtbuchhändlerischen Vertriebswege bei der Preiskalkulation üblicherweise etwas vorsichtiger agieren.

Grundlage des buchreport-Taschenbuch-Barometers sind aktuell abgerufene Auslieferungslisten der Verlage. Titel in Paperback-Ausstattung und Sonderausgaben bleiben außen vor.

TASCHENBUCH-BAROMETER

Novitäten im Juni 2016

Verlag

Ges.

Bell.

Sach

DE

OA

1

dtv

22

18

4

6

5

Rowohlt

22

16

6

8

8

3

Emons

21

13

8

2

18

4

Heyne

20

15

5

10

4

5

Bastei Lübbe

19

16

3

12

1

6

Piper

18

13

5

3

2

7

Fischer

16

14

2

4

2

Goldmann

16

11

5

8

4

Knaur

16

12

4

2

4

10

Suhrkamp

14

5

9

4

5

11

Ullstein

12

11

1

3

6

12

btb

11

11

0

5

0

13

Blanvalet

10

10

0

6

2

cbt/cbj

10

10

0

4

2

Lyx

10

10

0

7

3

16

Aufbau

8

8

0

0

6

17

Haymon

7

5

2

0

1

18

Carlsen

6

6

0

0

2

Mira

6

6

0

6

0

20

KiWi

5

3

2

0

3

21

DuMont

4

4

0

0

0

22

Atlantik

3

3

0

0

0

Berlin

3

3

0

2

0

Diogenes

3

2

1

0

0

Oetinger

3

3

0

0

0

26

Cross Cult

2

2

0

1

1

Herder

2

0

2

0

0

Ravensburger

2

1

1

1

1

29

blue panther

1

1

0

0

1

Gmeiner

1

1

0

0

1

KBV

1

1

0

0

0

Walhalla

1

0

1

0

1

Ohne Sonderausgaben, Neuausgaben, Aktionstitel, Comics und Paperbacks

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DATEI

»Sommer«-Taschenbuch-Titel

Auch Titelvariationen werden im Buchhandel als Indiz für Austauschbares gewertet. Aus den Mai/Juni-Taschenbuch-Novitäten:

  • Hochzeitssommer
  • Sommer, Sonne
  • Nele – Sommerglück und Badespaß
  • Meloneneis-Sommer
  • Der beste Sommer meines Lebens
  • Sommertraum
  • Sommer, Meer und der Tote im Pool
  • Apfelblütensommer
  • Der Sommer, in dem es zu schneien…
  • Sommerkätzchen 
  • Ein Sommer im Garten
  • Sommer der Versöhnung
  • Der Glühwürmchensommer
  • Sommersterne
  • Ein deutscher Sommer
  • Dreizehn Wünsche für einen Sommer
  • Kein Sommer ohne Liebe
  • Ein wunderbarer Sommer
  • Das Licht des Sommers
  • Sanddornsommer
  • Wildrosensommer
  • Nur einen Sommer lang
  • Sommerdreieck
  • Der Sommer mit Pippa
  • Ein zauberhafter Sommer

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DATEI

Taschenbuch-Trends im 1. Halbjahr

  • Die Taschenbuch-Produktion des 1. Halbjahres 2016 liegt insgesamt um 9,4% unter Vorjahr.
  • Die Zahl der Belletristik-Titel sank um 6%, die der Sachbuch-Titel um 19%.
  • Die Zahl der Lizenztitel ist um 13% rückläufig, die Zahl der OA/DE-Titel um 6%.

Quelle: buchreport-Taschenbuch-Barometer

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