Die Auswahl wird immer größer. Mit dem Internet-Vertriebsweg und den Suchmaschinen vervielfacht sich aus Kundensicht das potenziell auffindbare und wahrnehmbare Warenangebot immer mehr. Im Buchbereich vermehrt sich das Angebot zudem noch durch die unbegrenzte Lebensdauer dank der Digitalisierung, ob als E-Book oder Print-on-Demand. Wie weit dieser Angebotsreichtum für die Qualität eines weiterhin begrenzten Lebens steht, sei dahingestellt.
Aus Verlags- und Autorensicht wird es jedenfalls immer schwieriger, Aufmerksamkeit für neue Bücher zu erzielen, zumindest im Publikumssegment, das nicht durch Fragestellungen, sondern durch das Wecken von Interesse getrieben ist. So gut die Suchfunktionen funktionieren, wenn das nachgefragte Objekt mindestens vage bekannt ist, so schwierig ist die Entdeckung des Unbekannten. Die Findbarkeit, neudeutsch Discoverability, wird zum entscheidenden Kriterium.
Wenn das Erzeugen von Aufmerksamkeit weiterhin eine entscheidende Funktion der Verlage bleiben wird, gibt es eine Antwort auf das überbordende Angebot: Weniger Bücher machen, noch stärker als Gatekeeper agieren und die verbleibende kleinere Titelzahl intensiver vermarkten, durch Werbung, Social Media-Marketing, klassische Pressearbeit. Das passt sowohl zu der notwendigen Selektion gedruckter Ausgaben auf den verkleinerten Buchhandelsflächen wie zu dem wenigen, was auch im Internet begrenzt ist: Aufmerksamkeit und Plätze in der ersten Reihe.
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