Der Innenstadthandel wird von Bekleidungshäusern dominiert. Die bestimmen mit ihren zahlreichen Rotstiftaktionen und „Sale“-Plakaten das Einkaufsstraßenbild. Aber das Geiz- und Schnäppchen-Marketing der Textiler stößt offenbar an Grenzen.
Je nach Saison bestimmen die roten „Sale“-Schilder Einkaufsstraßen und Shopping-Center. Buchhändler mit ihrer preisgebundenen Ware sind vom aggressivem Preismarketing eingekreist und können sich bestenfalls (und wenig imagefördernd) mit Ramsch-Kisten im Eingangsbereich in die Sonderangebots-Phalanx einklinken.
Vor allem der Textilhandel lockt mit Preismarketing. Aber das könnte sich gerade ändern. Das Fachblatt „Textilwirtschaft“ sieht Anzeichen für einen Strategiewechsel. Im Juli etwa hat das Statistische Bundesamt statt üblicherweise Stagnation oder Rückgang einen Preisanstieg für Bekleidung um 3,8% errechnet. Der Bekleidungssektor sei sogar der Treiber der Teuerungsrate.
Mit besserer Saisonplanung (passender zum jeweiligen Wetter) und verzögerten Preisreduzierungen versuche die Branche, ihre Margen zu verbessern. Dies sei auch eine Antwort auf die schrumpfenden Kundenzahlen in den stationären Läden. „Die Branche“, schreibt die „Textilwirtschaft“, „scheint tatsächlich dabei zu sein, sich aus ihrer selbst verschuldeten Rabattfalle zu befreien.“ Hinweise auf diesen Trend seien auch bereits im 1. Halbjahr zu beobachten gewesen.
Weniger Reize für Schnäppchen-Instinkte
Dem Buchhandel kann es nur recht sein, wenn die Einkaufskultur in der Nachbarschaft nicht mehr so stark vom Rotstift geprägt ist und beim Einkaufsbummel nicht mehr vor allem Schnäppchen-Instinkte bedient werden. Auch der Buchhandel stabilisiert und steigert seine Umsätze bekanntlich zuletzt nur über höhere Preise, s. den buchreport-Umsatztrend (PLUS).
Zu den höheren Durchschnittspreisen tragen nicht nur die Preisanhebungen durch die Verlage bei, sondern auch die Angebotsstruktur. In einzelnen Segmenten wie etwa im Kochbuch ist durchaus die Tendenz zu beobachten, dass Kunden vermehrt zu Höherpreisigem greifen. Eine aktuelle buchreport-Analyse verweist auf eine wachsende Zahlbereitschaft und eine Hinwendung zu wertigeren Kochbüchern.
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