Dass Agenten in Eigenregie die Inhalte ihrer Klienten in die digitalen Kanäle einspeisen, hat besonders im vergangenen Jahr hohe Wellen geschlagen. Inzwischen haben sich die Wogen etwas geglättet – obwohl die eigenverlegerischen Aktivitäten von Agenten neue Dimensionen annehmen, wie das Beispiel von Curtis Brown (Foto: CEO Jonny Geller) zeigt.
Die Literaturagentur startet in diesem Monat ein eigenes Verlagsprogramm („CB Creative Books“), das exklusiv über Amazon vertrieben werden soll, als Print-on-Demand- (über Amazons CreateSpace) sowie E-Book-Ausgaben (Kindle Direct Publishing). Ziel: britischen Autoren den Zugang zum US-Markt zu verschaffen. In der Startformation sind (auch hierzulande eher unbekannte) Autoren wie Tony Parsons, Adele Parks, Colin Bateman, Emily Barr und Rosie Goodwin. Insgesamt umfasst das Programm laut „Bookseller“ über 200 Titel.
Anna Davis, Director in der hauseigenen Schreibschule der Agentur (Curtis Brown Creative Writing School), erklärt zur verlegerischen Offensive: „Curtis Brown Creative soll Autoren unterstützen, neue und bereits etablierte. Es ist toll, dass Amazon uns und unsere Autoren in die Lage versetzt, die fantastische Backlist in Territorien zu bringen, in denen die Bücher bislang nicht erhältlich waren“.
Die neuen Aktivitäten von Curtis Brown knüpfen an vergleichbare Angebote an, die 2010 und 2011 für Schlagzeilen sorgten. Darunter Andrew Wylies digitales Imprint „Odyssey Editions“, das zwei Jahre exklusiv mit Amazon kooperierte (hier mehr), und Bedford Square Books, der Verlag für E-Books und Print-on-Demand-Ausgaben des Agenten Ed Victor.
Wenig begeistert von den Aktivitäten der Agenten-Verleger hatte sich der Literaturagent Peter S. Fritz (Paul & Peter Fritz AG) gezeigt: „In diesem Zeitalter werden viele Rollen verwischt. Ich kann als Agent nicht meine Kunden, das sind Verlage, konkurrenzieren. Da ergeben sich zu viele Interessenskonflikte.“
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