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Wenn Buchhändler ein Herz für Indies entwickeln

In Kanadas Hauptstadt Ottawa, nur wenige Gehminuten vom Parlamentsgebäude entfernt, befindet sich die kleine Buchhandlung Perfect Books. Man sei „Fiercely Independent“, also aus tiefster Überzeugung unabhängig, steht über dem Eingang. Das Besondere an dieser Buchhandlung: Hier stellt man einige Regalmeter für örtliche Selfpublisher zur Verfügung. Im Interview erzählt Geschäftsführer Michael Varty (Foto: Wolfgang Tischer), wie das Konzept funktioniert und welchen Herausforderungen sich eine kleine Buchhandlung in Kanada stellen muss.

Wem gehört die Buchhandlung Perfect Books und wie ist sie organisiert?

Die Belegschaft ist klein, es ist ein kleiner Laden mit regionalem Bezug. Wir versuchen die Bedürfnisse von Ottawa und der Nachbarschaft zu erfüllen und denen Bücher anzubieten, die das ?suchen, was wir für sie dahaben.
Dazu gehören auch Bücher von Selfpublishern, die Sie ins Regal nehmen?…

Wir haben ein regionales Angebot, ein Bereich auf Kommissionsbasis, mit Büchern von Selfpublishern. Wir stellen ihnen etwas Platz zur Verfügung, wo sie ihre selbst verlegten Bücher präsentieren können. Natürlich liegt es bei den Autoren, ihre Bücher auf die Art zu bewerben und zu vermarkten, die sie für geeignet halten. Wir stellen den Platz zur Verfügung und die Leute können reinkommen und die Bücher kaufen. Das ist wie erwähnt eine Sache mit regionalem Bezug. Die Selfpublisher haben so die Möglichkeit, ihr Buch vor Ort in der Buchhandlung zu sehen.

Wie suchen Sie die Bücher aus?

Wir sind keine Verleger oder Lektoren. Unser Platz ist begrenzt. Die Art von Buch muss natürlich ins Sortiment passen. Aber wir suchen nicht aus, was hier sein sollte und was nicht. Vieles sind regionale Bücher und Bücher von regionalem Interesse. Das ganze Geschäft des Verlegens verändert sich rapide, und für die Leute, die es mit einem Buch versuchen wollen und dafür Eigenwerbung betreiben, ist dieser Weg immer beliebter geworden.

Ist es schwer, in Kanada eine unabhängige Buchhandlung zu betreiben? Immerhin gibt es auch hier Buchketten und andere große Konkurrenz.

Es gibt ohne Zweifel eine Menge Herausforderungen. Es besteht eine Menge Wettbewerb, und es gibt viele Orte, an denen die Leute ihre Bücher bekommen, sei es als E-Book oder via Online-Bestellung und einiges mehr. Wir versuchen immer die Aufmerksamkeit der Leute zu erregen. Wir stellen fest, dass in den letzten Jahren immer mehr Leute zum gedruckten Buch zurückfinden und es genießen, in einen kleinen Laden zu kommen, um dort eine Auswahl an Büchern zu finden, die für sie zusammengestellt wurde. Wir meinen, dass der gesellschaftliche Aspekt immer schon wichtig war und die Leute auch aus diesem Grund in eine Buchhandlung kommen. An erster Stelle steht also die individuelle Betreuung. Wir führen Veranstaltungen durch, wir verkaufen Bücher bei Lesungen und Signierstunden. Es gibt ein Autorenfestival in Ottawa, dem wir sehr verbunden sind, und wir verkaufen einige Bücher auf diesen Festivals. Wir sind regional engagiert. Das ist der Schlüssel zu unserm Geschäft: Teil der Gemeinschaft zu sein.

Auch in Deutschland spezialisieren sich Buchhandlungen auf unabhängige Autoren, darunter die Buchhandlung Wortwerke, über deren Expansion in der nächsten Ausgabe von buchreport.express 30/2016 berichtet wird (im Heft auch weitere Artikel zum Thema Selfpublishing).

Zusätzliche Hintergründe und Fakten über die Indie/Selfpublishing-Szene bietet der „Indie-Katalog“, der als Supplement dem buchreport.magazin 7/2016 beiliegt. 

Beide Ausgaben können hier bestellt werden.

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