Die Ehe ist vollzogen: Das World Wide Web Consortium (W3C) und das International Digital Publishing Forum (IDPF) haben sich zusammengeschlossen, um künftig gemeinsam E-Book- und Web-Standards zu entwickeln. Das Ziel der Verbände: Durch die Verschmelzung von Web- und E-Book-Technologie das Lesen von digitalen Texten auf eine neue Stufe zu heben – offline und online.
Hintergrund: Das IDPF hat den Epub-Standard erfunden und weiterentwickelt. Das W3C beaufsichtigt die Weiterentwicklung von Web-Standards wie HTML, XML und CSS. Die Pläne zur Verschmelzung wurden erstmals im Mai 2016 verkündet. In einer Umfrage hat eine große Mehrheit der stimmberechtigten IDPF-Mitglieder die Zusammenführung abgesegnet. Gleichzeitig hatte sich rund um den IDPF-Mitgründer Steve Potash eine Gegenbewegung formiert, die mögliche Alternativen zur Fusion diskutieren wollte (buchreport.de berichtete).
Das gemeinsame Ziel der Organisationen: die Lektüre von Texten offline und online zu verschmelzen und einen nahtlosen Wechsel zu ermöglichen. Die Lektüre von Büchern im Web-Browser steht zurzeit weit oben auf der Agenda der Verlage und ist mit großen Hoffnungen verbunden. Wenn mit der Rückendeckung des W3C Browser nativ Epub unterstützen, könnten E-Books leichter (auch über nationale Grenzen hinaus) distribuiert und ganz neue Lesergruppen erreicht werden. „Wenn die Sache rund läuft, braucht man nur noch eine Applikation, die auf E-Books zugreift und das ist der Web-Browser“, erklärt Steffen Meier, Leiter Produktinnovation und -Marketing beim Digitaldienstleister Readbox. „Der Browser ist auf allen Endgeräten verfügbar – vom Smartphone über das Tablet bis hin zum Smart TV.“
E-Reading im Browser
Spätestens seit der Zusammenführung der Standardisierungsorganisationen IDPF (für E-Books) und W3C (für Web-Formate) sowie der Unterstützung des Epub-Formats durch die neue Version des Browsers Microsoft Edge steht das Thema „Bücher im Browser“ bei den Digitalstrategen der Branche oben auf der Agenda.
In einem buchreport-Webinar zum Thema haben die Referenten Fabian Kern (Smart Digits) und Felix Sasaki (W3C) dazu folgende Fragen diskutiert:
- In welchem Format werden wir künftig lesen? Was wird aus Epub?
- Welche Chancen bietet die geplante Zusammenführung von IDPF und W3C?
- Wie arbeitet das W3C, wie kann die Branche ihre Vorstellungen einbringen?
- Welche Vorzeigebeispiele zur Lektüre im Web-Browser gibt es aus der Branche?
Der Video-Mitschnitt zum Webinar ist hier erhältlich.
Die nächsten Schritte nach der Zusammenführung von W3C und IDPF:
- Für die Weiterentwicklung und Pflege von EPUB (3.1) wird eine EPUB-Gruppe gebildet, die Mitgliedern wie Nichtmitgliedern des W3C offen steht.
- Für die Verlage wird eine Publishing Working Group eingerichtet, die sich beim EPUB Summit vom 9. bis 10. März in Brüssel trifft.
- Um die Belange der Buchbranche soll sich eine W3C Publishing Business Group kümmern. Diese wird sich erstmals am Montag, den 13. März, im Vorfeld der britischen Buchmesse in London treffen.
- Für bestehende IDPF-Mitglieder soll eine zweijährige Übergangslösung eingerichtet werden. In diesem Zeitraum gelten dieselben Mitgliedsgebühren wie aktuell in der IDPF, anschließend sollen die Gebühren angepasst werden. Für einige Unternehmen fallen dann höhre Gebühren an; für Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 5 und 50 Mio Dollar geringere.
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