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Wer nicht im Netz ist, verschwindet

Susanne Martin ist mit ihrer Buchhandlung auf Twitter und Facebook vertreten und bloggt auf buchreport.de. Im Interview erklärt die Stuttgarterin, warum Buchhändler die Macht des Internets nicht verkennen dürfen.

Sie twittern, Ihre Buchhandlung hat neben einer aufwendigen Seite auch einen eigenen Podcast: Sind Ihre Internetaktivitäten Notwehr – Ihr Standort in Stuttgart-Vaihingen ist keine 1a-Lage – oder Passion?
In erster Linie Notwendigkeit. Wir sind seit 1996 im Internet und haben schon zweimal unsere Webseite überarbeitet. Der Hintergrund ist nicht in erster Linie der Umsatz, den wir online einspielen, sondern Kundenbindung und -erhaltung: Die Kunden nehmen zunehmend das Internet wahr, und bevor sie zu unserem großen Bruder mit „A“ am Anfang abwandern, sollen sie sehen, dass wir auch dort aktiv sind. Auf unserer Webseite präsentieren wir, wie wir arbeiten.

„Ich schaffe kaum meine normale Arbeit. Wie soll ich da noch im Netz mitmischen“, würden jetzt viele Ihrer Kollegen antworten.
Wenn die sich das leisten können… Irgendwann werden die Buchhändler, die nicht im Netz präsent sind, von der Bildfläche verschwunden sein. Viele Buchhändler haben die Macht des Internets noch nicht realisiert. Wir dürfen nicht ignorieren, dass Scharen neuer Kunden gern bei Amazon bestellen und dass sich die Mund-zu-Mund-Propaganda zunehmend ins Internet verlagert. Bei Xing gibt es eine Bücher-Community, in der Tipps gegeben werden. Das kann ich als Buchhändlerin aber vielleicht besser, und deshalb muss ich auch ins Netz wandern und versuchen, die neuen Systeme der Kommunikation zu verstehen. Andererseits gibt es die Gefahr, nur noch das Internet zu sehen und die Offline-Welt zu übersehen. Ich versuche beide Bereiche im Blick zu halten.

Sie mischen auch im E-Book-Geschäft mit – auf verlorenem Posten, weil der Buchhandel das Sony-Lesegerät nicht mehr exklusiv vertreiben darf?
Nein, ich habe viele Kunden, die übers Netz bestellen, aber auch mit Menschen zu tun haben möchten. Denen kann ich unseren E-Reader zeigen und ihm erklären, was die Formate der Texte bedeuten oder warum fast nur Random House populäre E-Books anbietet. Würde ich da nicht mitmachen, würde ich meine Kunden in die Arme der anderen treiben. Es gibt allerdings noch einigen Nachholbedarf im E-Book-Geschäft. Die endgültige Form der Reader scheint noch nicht gefunden worden zu sein. Bücher werden gerne verschenkt, also muss es eine Möglichkeit geben, E-Books zu verschenken, sei es mit Gutscheinen oder USB-Sticks. Warum sollte ich meinem Kunden nicht ein E-Book über Autos auf einem Stick mit aufgedrucktem Rennwagen verkaufen?

Die Fragen stellte Daniel Lenz

Zur Person: Susanne Martin

ist seit 1995 Inhaberin der Schiller-Buchhandlung in Stuttgart und beschäftigt sechs Mitarbeiterinnen. Die Stuttgarterin bietet einen eigenen Podcast an und ist bei Twitter und Facebook aktiv. Martin gehört zu den Autoren,
die seit vergangener Woche für den Blog von buchreport.de schreiben.

aus: buchreport.express 39/2009

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