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Werbung im XL-Format für Szenen einer Ehe

Gillian Flynn ist im dritten Anlauf auf dem Bestseller-Olymp. Nachdem sie mit ihren ersten beiden Romanen „Sharp Objects“ (2006) und „Dark Places“ (2009) bei den Kritikern bereits viel Zustimmung gefunden hatte, hat die 41-Jährige im vergangenen Jahr mit „Gone Girl“ eine Punktlandung hingelegt: Mehr als 2,7 Mio verkaufte Bücher, davon rund 1 Mio E-Books, sind eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Jetzt steht Scherz in den Startlöchern, den Erfolg in Deutschland zu wiederholen.

Mit ihrem dritten Roman, dessen Übersetzungsrechte in 33 Länder verkauft worden sind, hat sich Gillian Flynn in den USA endgültig etabliert. Der Psychothriller be­sitzt Steherqualitäten, wie sie im US-Buchmarkt derzeit nur wenige andere Titel haben. Von Crown im Juli 2012 ausgeliefert, belegt „Gone Girl“ seit 45 Wochen Spitzenplätze auf der Bestsellerliste der „New York Times“, aktuell liegt das Hardcover auf Platz 7. Auch in Irland und Großbritannien ist das Buch bereits ein Bestseller.

Flynns Karriere scheint derzeit nur den Weg nach oben zu kennen. Mittlerweile ist auch Hollywood auf sie aufmerksam geworden: 20th Century Fox hat sich in einem Millionendeal die Filmrechte an „Gone Girl“ gesichert, auch die beiden Vorgänger sollen verfilmt werden. Random House-Verlag Crown ist so begeistert, dass er kurz vor Weihnachten zwei weitere Bücher eingekauft hat, darunter Flynns ersten Spannungsroman für Teenager. Wann diese erscheinen, ist offen. Vorerst arbeitet die Autorin ihren laufenden Vertrag ab: Crown hat Buch Nr. 4 für 2015 in der Planung. Als einer der größten Fans von Flynn, die ihren Job als Fernsehkritikerin bei „Entertainment Weekly“ an den Nagel gehängt hat, um nur noch Bücher zu schreiben, hatte sich Stephen King geoutet. „Gillian Flynn ist ein Naturtalent, eine begabte, bissige, passionierte Erzählerin mit einem Auge für das Makabre“, urteilt King.

Kritiker feiern ein Meisterstück

Einigkeit herrscht unter US-Kritikern, dass Flynn mit „Gone Girl“ ihr Meisterstück abgeliefert hat. Die Geschichte der Ehe von Amy und Nick Dunne, die nach fünf Jahren aus dem Ruder läuft, wird als Must Read gefeiert, als ein Buch, das man nicht aus der Hand legen kann. Als Amy aus heiterem Himmel spurlos verschwindet, gerät ihr Ehemann unter Mordverdacht. Die Autorin beleuchtet eine Beziehung, in der nichts so ist wie es auf den ersten Blick scheint. „Scharf wie ein Eis­pickel, ein spektakuläres Buch“ schrieb die „New York Times“. „Lesen und Single bleiben“ empfahl die „Financial Times“ nach der Lektüre kurz und bündig. Während die so Gelobte derzeit damit beschäftigt ist, die Arbeit an ihrem neuen Roman, das Drehbuch für „Gone Girl“ und ihre vielfältigen PR-Auftritte unter einen Hut zu bringen, laufen bei Fischer Scherz die Vorbereitungen für den deutschen Auftritt von „Gone Girl“ auf Hochtouren. Kofferpacken ist für Flynn in diesem Zusammenhang ebenfalls angesagt: Sie wird im September für eine Lesereise in Deutschland erwartet.

Großes Marketing für „Gone Girl“

Die Amerikanerin ist hierzulande keine Unbekannte. Auch ihre ersten beiden Romane sind im Hardcover zunächst bei Scherz, anschließend als Taschenbuch bei Fischer erschienen. Für „Gone Girl“ – der Originaltitel wurde für die deutsche Übersetzung von Christine Strüh um den Untertitel „Das perfekte Opfer“ ergänzt – lehnen sich die Frankfurter weit aus dem Fenster. Zahlen nennt Marketingchef Thomas Reisch nicht, aber „das Budget ist sehr, sehr hoch“.

Die Kampagne, die Reisch und sein Team ausgearbeitet haben, läuft unter dem Stichwort „Überragend“. Seinen ersten großen Auftritt hatte der Roman bei der Leipziger Buchmesse, wo der Schwerpunkttitel, der am 22. August parallel als Hardcover, E-Book und Hörbuch (bei Argon) erscheint, auf einer 15 qm großen Plakatwand am Stand der Fischer-Verlage ein unübersehbarer Blickpunkt war. 

Gemäß der Werbe-Headline ist rund um „Gone Girl“ alles ein bisschen größer als üblich. Reisch: „Wir haben nach besonderen Größen und Formaten gesucht, damit das Buch auffällt.“ Der zehnseitige Folder überragt das übliche DIN-A4-Format der Vorschau. Entsprechend der Botschaft „Das Buch für die ganz großen Formate“ wurden auch für die Werbebanner im Internet, die Beileger u.a. in „Stern“, „Brigitte“ und „Für Sie“ sowie für die Plakatierung in Bahnhöfen und exponierten Innenstadtlagen großformatige Sonderformate gewählt. In den Bahnhöfen von Hamburg, München und Berlin plant der Verlag mit Treppenbeklebung „Werbung, an der niemand vorbeikommt“. Für den Buchhandel hat Scherz außerdem ein auffälliges Werbepaket mit Buchaufstellern, Tischdisplay, Dekofahnen, Tragetaschen und Lesezeichen gepackt. 

Text: Anja Sieg

aus: buchreport.magazin 5/2013

Foto: Heidi Jo Brady

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