Vorsteher Heinrich Riethmüller erinnerte zur Eröffnung der Buchtage daran, dass es viel Zeit, Energie und Geld koste, bevor Worte wirken und Bücher Ideen bewegen können. Das müsse auch angemessen honoriert werden. Was auf die Verlage gemünzt war, die sich durch VG-Wort-Urteil und Reform des Urheberrechtsvertragsrechts in der Defensive befinden.
Den polit-kulturellen Gasttrednern, beide als verlagsfreundlich bekannt, fielen zum Tagungsmotto „Das Wort und sein Wert“ allerdings vor allem die Autoren ein. Germanistik-Professor Roland Reuß strich zwar die Vermittlungsleistung der Verlage raus, attestierte ihnen aber zugleich ein „extrem gestörtes“ Verhältnis zu den Autoren. Er kritisierte die reduzierte Lektoratsarbeit, Nachlässigkeiten bei den Abrechnungen, mangelndes Entgegenkommen zu einem frühen Zeitpunkt des VG-Wort-Streits.
Vor allem aber werde zu wenig mit den Autoren kommuniziert. Es sei ein großer Fehler, dabei dürften sich Verlage, Buchhandlungen und Autoren nicht auseinanderdividieren lassen. So effizient die politische Lobbyarbeit des Börsenvereins auch sei, es bleibe erkennbar Lobbyarbeit, solang nicht auch die individuellen Autoren einbezogen würden.
Schriftstellerin Nina George mokierte sich zwar auch darüber, wie wenig sich die Buchbranche mit den Autoren und ihrer Einkommenssituation befasst, aber das Tagungsmotto „Das Wort und sein Wert“ löste bei ihr die hochengagiert vorgetragene Sorge um die Entwertung von Büchern und anderen Kulturgütern durch die Digitalisierung und speziell durch die damit eröffnete Piraterie. Durch die weit verbreitete illegale Nutzung fehlten Autoren und Verlagen nicht nur Einnahmen: „Der Respekt vor der Arbeit geht verloren. Der Wert ist digital nicht mehr greifbar. Ich als Autorin muss erfahren, wie wertlos meine Arbeit ist.“ George forderte die Verlage auf, den Missbrauch entschiedener zu bekämpfen und dies auch öffentlicher zu tun.
„George forderte die Verlage auf, den Missbrauch entschiedener zu bekämpfen und dies auch öffentlicher zu tun.“ – Auf Ideen kommen die Leute! Die (Belletristik-)Verlage zzgl. Börsenverein haben das jetzt jahrelang ausgesessen und werden das, kann man gelockert prophezeien, auch weiterhin tun. Soll Nina George froh sein, wenn sie nicht fürs Publizieren bezahlen muss (wie das für wissenschaftliche Autoren absehbar die Perspektive ist). Im übrigen ist sie ein typischer Fall: (noch) nicht bei LibGen vertreten, bei z. B. lul schon (was vernachlässigbar ist mangels Reichweite und weil die brutale 15 Cent für das Ebook „Lavendelzimmer“ und noch brutalere 24 Cent fürs Hörbuch nehmen). Bleiben „konventionelle“ Piratenseiten/Filehoster, wo (entsprechend geschulte) Verlagsmitarbeiter oder wir oder sie selber halt mal ab und zu nachschauen müssten. Ihr Piraterieproblem könnte innerhalb eines Tages gelöst sein, entsprechender Wille und Neulandkompetenz bei den Zuständigen vorausgesetzt. Aber was predige ich … – Liebe Nina, wir können ja gerne mal wieder plaudern zum Thema. Leider gibt es die nächsten Tips nicht umsonst.