Prozessanalyse, Prozessdefinition, Prozessoptimierung, Prozesssicherheit: Diese Begriffe stehen für oft mühselige und langwierige Sitzungen, in denen Abläufe in Einzelschritte zerlegt und Details definiert werden. Es geht um Antworten auf die Frage „Wie machen wir das?“ Ein aufwändiges, häufig auch nervenaufreibendes Projekt, für das Verlagsmitarbeiter, Teamleiter und Verlagsleitung Geduld und Ausdauer aufbringen müssen. Die Flüche und emotionalen Ausbrüche nach solchen Sitzungen sind einschlägig und bekannt.
Prozessgestaltung ist eine einzigartige Gelegenheit, um ein konkretes Verständnis für die Zusammenarbeit zu entwickeln, verlagsintern, wie auch mit Dienstleistern und Kunden. Vorausgesetzte, eingeforderte und angebotene Leistungen von Abteilungen oder Einzelnen werden offengelegt, abgestimmt und vereinbart. So können die jeweiligen Arbeitsergebnisse von Verlagsprozessen in Bezug auf Qualität, Quantität und Zeit übergreifend in Einklang gebracht werden.
Prozesse entwickeln fruchtbare Kooperationen
Wie Erfolg versprechend das ist, zeigt eine ganz andere Branche. In modernen Fußballspielen spiegeln sich die wesentlichen Faktoren von erfolgreichem Prozessmanagement wider. Es zeigen sich klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten und die hochspezifische Qualifikation der Mitspieler für die definierten Aufgaben im „Prozess“. Man kann deutlicher denn je vordefinierte, komplexe Abläufe beim Passspiel beobachten. Laufwege sind im Vorfeld vereinbart, trainiert und automatisiert worden.
Selbst Alternativen und Varianten sind vordefiniert und trainiert, die entsprechenden Entscheidungsmöglichkeiten sind im Vorfeld begrenzt und besprochen und werden im Spiel antizipiert, in Bruchteilen von Sekunden abgerufen und als automatisierte Prozesse (hier: Spielkombinationen) erfolgreich abgespult. Die individuelle Leistung zeigt sich – nahezu ausschließlich – im vordefinierten Rahmen der vereinbarten Abläufe.
2. Beteiligung: Prozessgestaltung erfordert den aktiven Einbezug der Beteiligten, um vorhandenes Wissen um Kundenbedürfnisse, kreative Lösungsansätze, langjährige Erfahrung und fachliche Expertise zu nutzen. Darüber hinaus ist eine offene, konstruktive und wertschätzende Beteiligung eine Frage der Motivation und Transparenz, die den Grundstein für die Verbindlichkeit der zu gestaltenden Prozesse legt.
4. Entscheidungsprämissen: In einem systemischen Organisationsverständnis ist die Kommunikation von Entscheidungen die zentrale Operation von Organisationen. Durch die Gestaltung von Prozessen entstehen Entscheidungsprämissen, die Führungsebenen und Mitarbeiter entlasten. Den Mitarbeitern wird ermöglicht, im Rahmen dieser Prämissen eigenverantwortlich und selbstständig Entscheidungen zu treffen und die eigene Arbeit auszugestalten.
Lohn der Mühe
- Aufhebung der Paradoxie von Flexibilität und Standardisierung, da durch effiziente, sich selbst erneuernde Prozesse Ressourcen gewonnen werden, die für Neuerungen genutzt werden können.
- Flexibilisierung des Standards durch regelmäßige Anpassung von Prozessen.
- Flache Hierarchien, da Mitarbeiter selbstverantwortlich und selbstverpflichtend den Prozessen folgen und die entsprechenden Entscheidungsspielräume nutzen.
- Verbesserte Identifikation der Beteiligten mit dem Verlag durch Gestaltungsspielräume innerhalb der Prozesse und bei der Prozessgestaltung selbst.
(aus buchreport.spezial: Herstellung & Management 05/2014)
(Foto: flickr.com / Alice Chodura, 02.05.2014 CC-BY-SA 2.0 Lizenz: CC-BY-SA )
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