Die „New York Times“ hat sich die Frage gestellt, wie sich die Folgen der Corona-Pandemie langfristig auf Buchhandel und Verlagswesen in den USA auswirken werden. Wird sich die Branche durch die ausgelösten Verschiebungen zu E-Commerce und Social Media für immer verändern?
Als paradigmatisches Beispiel für die aktuellen Entwicklungen in der Buchbranche haben die Autorinnen Alexandra Alter und Elizabeth A. Harris eine ungewöhnliche Bestsellergeschichte gewählt: Ein Kochbuch des Rappers Snoop Dogg – ein zwei Jahre alter Backlisttitel – hatte den Verlag Chronicle Books in der Krise gerettet, als im Frühjahr 2020 Buchläden in den gesamten USA schließen mussten und die Einnahmen einbrachen.
„From Crook to Cook“ verkaufte sich mit 205.000 Exemplaren im Jahr 2020 fast doppelt so oft wie im Jahr 2019. Es war einer von mehreren älteren Chronicle-Titeln, die sich während der Pandemie stärker als erwartet verkauften, und dem Unternehmen im vergangenen Jahr einen Gewinn bescherten, wie Verlegerin Tyrrell Mahoney berichtet.
Die „New York Times“-Autorinnen konstatieren insgesamt für die USA eine ähnliche Entwicklung, wie sie sich auch in Deutschland abgezeichnet hat: Trotz der Herausforderungen mit geschlossenen Buchläden, abgesagten Literaturveranstaltungen und verschobenen Erscheinungsterminen kauften die Menschen weiterhin Bücher. Allerdings profitierten in den USA nicht alle Autoren und Händler: Die Pandemie habe die Art und Weise verändert, wie Leser Bücher entdecken und kaufen. Verkaufsschlager waren vor allem die Bücher von Berühmtheiten und Bestsellerautoren, während neue und weniger bekannte Autoren zu kämpfen gehabt hätten.
Auch habe sich die Art und Weise, wie und wo die Menschen Bücher kaufen, stark verändert: Die zu Hause gebliebenen Leser hätten verstärkt online eingekauft und ein größerer Anteil der Verkäufe sei zu Amazon und großen Einzelhändlern wie Target und Walmart gewandert. Diese Massenabwanderung der Konsumenten – die sich durch Corona beschleunigt habe – könnte einen tiefgreifenden Einfluss auf die literarische Kultur haben, so das Fazit.
Die Verleger in den USA sorgten sich demnach vor allem um die stationären Buchläden, einem wichtigen Teil des literarischen Ökosystems, das während des Lockdowns in Mitleidenschaft gezogen worden sei.
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