Große Filialisten treten an der Wachstumsgrenze auf die Bremse und verkleinern die Verkaufsfläche. Wird es für Kleinverlage bald noch schwerer, mit ihren Programmen aufzuscheinen?
Auf jeden Fall. Wobei die Entwicklung ja schon vor längerer Zeit ihren Anfang genommen hat. Schon seit zwei Jahren zeichnet es sich doch ab, dass die Sortimente ihre Lager zurückfahren. Und wie viele Buchhandlungen haben schon aufgegeben. Dass die Großen ihre Flächen zurückfahren, ist nur die Fortsetzung eines Prozesses, der lange in Gang ist. Es gibt immer weniger Ausstellungsfläche für Bücher und die Wahrscheinlichkeit, wahrgenommen zu werden, sinkt.
Das ist auch für uns ein großes Thema mit klarer Wachstumstendenz. Wir legen seit zwei Jahren alle gedruckten Bücher zeitgleich auch als E-Book vor. Unsere Backlist ist momentan bereits zur Hälfte digitalisiert. Die Absatzzahlen steigen. E-Books sind ganz klar ein wichtiger Umsatzfaktor.
Sie knabbern nach einhelliger Branchenmeinung und nach ersten Analysen aber vor allem am Taschenbuch. Kein Problem für einen Nischenverlag, der dezidiert auf dieses Format baut?
Wie gesagt: Man muss die Leser dort abholen, wo sie unterwegs sind. Es gibt viele Hardcore-Leser, die Mengen von Texten verschlingen und denen es nicht so sehr darauf ankommt, ein Buch haptisch zu besitzen. Den E-Book-Bereich werden wir auf jeden Fall ausbauen.
Zur Person: Ulrike Rodi
trat 1992 nach einem Studium der Publizistik, Kunstgeschichte und Germanistik als Volontärin in den Grafit-Verlag ein. Noch im gleichen Jahr übernahm die 46-Jährige bei den Dortmundern das Lektorat. Seit dem Rückzug von Verlagsgründer Rutger Booß im September 2010 in den Ruhestand führt sie als alleinige Gesellschafterin die Geschäfte.
aus: buchreport.magazin 10/2012
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