Anfang Juli hat die Kölner Buchhändlerin Dorothee Junck (Buchladen Neusser Straße) eine Antwort auf die Börsenvereins-Studie gegeben, die den gestressten und nicht mehr kaufenden Buchleser herausgearbeitet hatte:
„Mich macht es selber ganz unglücklich, aber ich komme nicht mehr zum Lesen.“ Das sagen wir selbst. Das hören wir von Euch im Buchladen. Und nun schreiben wir auch noch das Internet voll – und lenken uns und Euch vom Lesen von Büchern ab. Es ist nicht so, dass weniger gelesen wird. Im Gegenteil: Es wird eigentlich soviel gelesen (und geschrieben) wie niemals zuvor. Nur kommt oftmals das konzentrierte Lesen von Texten und Büchern zu kurz, ob digital oder nicht-digital …
Junck hat darauf den „Lesemittwoch“ ausgerufen: Von 20:30 Uhr bis 21:30 Uhr heißt es „Silentium“. Man leihe sich den Klosterbegriff für diese Stunde aus, „in der wir unabhängig voneinander an einem Ort unserer Wahl in unserem Buch lesen, im Wissen darum, dass dies zeitgleich auch andere tun.“
„Wir wollen ein Ritual schaffen, damit sich Menschen auch in der Woche bewusst Zeit nehmen, zu lesen und zur Ruhe zu kommen“, erklärt Sandra Riesenbeck, Head of Campainging bei Thalia. Thalia-O-Ton aus der Pressemitteilung:
Weg vom Smartphone und raus aus dem Alltag. Mit der Initiative „Mittwoch ist Lesetag“ schafft Thalia eine wöchentliche Routine für Bücherfans und für alle, bei denen das Lesen etwas aus dem Fokus gerückt ist. Um sich auch wochentags in Ruhe mit der Lieblingslektüre zu beschäftigen, Zeit für ein gutes Buch zu finden oder sich regelmäßig von neuen Geschichten inspirieren zu lassen, setzt das Hagener Buchhandelsunternehmen im September und Oktober 2018 jeden Mittwoch einen neuen Fokus auf das Thema Lesen.
Die ersten Reaktionen auf Twitter:
Woran erinnert mich das nur? ? Ach ja, den #lesemittwoch, den @BuchNippes schon eine Weile veranstaltet… https://t.co/fl4bm7KvTJ
— Papiergeflüster (@Buchgefluester) 5. September 2018
Den einzig richtigen und originalen #lesemittwoch gibt es übrigens bei @BuchNippes!!!
Keine eigenen Ideen Thalia?! https://t.co/F4uzxXkZTv— Stefanie Leo (@Buecherkinder) 5. September 2018
Ja, da kann man sich nur wundern. Wer keine eigenen Ideen hat, bedient sich eben bei anderen. Vor einer Weile fing Thalia schon mal an, unser Hashtag #lesemittwoch drüben bei Insta für eigene Zwecke zu kapern. Blieb nicht unbemerkt. Nun das. Peinlich. https://t.co/xpZmkSEPAo
— Wibke Ladwig (@sinnundverstand) 5. September 2018
Dass es den Hashtag #Lesesonntag schon seit Jahren auf Instagram und bei Buchbloggern gibt hat nichts damit zu tun? Und die Meldung von Thalia, dass schon seit Monaten an dem Konzept gearbeitet wird ist eine Notlüge? Sorry, gibt es keine wichtigen Themen in der Buchwelt?
Komisch. Die erste Mitarbeiter-Mail, die wir bei Thalia zu dem Thema bekommen haben, kam am 27.6.
Wer hat denn nun bei wem geklaut??
Die Ideendiebe hätten VORHER das Gespräch suchen sollen, ganz richtig.
Ob originell oder nicht… Es kann sich doch nur positiv auf die gesamte Branche auswirken – je mehr Buchhandlungen sich an solch einer Aktion beteiligen desto besser. Hier hätte man von beiden Seiten aus einfach mal das Gespräch suchen sollen. Viel Lärm um Nichts.
Das sieht ja nun nicht nach dem „Versehen“ eines/r alleingelassenen Praktikant*in aus. Da kann man nur sagen: wie armselig 🙁 . Es tut mir besonders leid, da die Schöpferin der Idee und ihr Team sich so unglaublich kreativ und klug engagiert um die Buchidee lebendig zu halten. Dafür meinen Respekt, lieber Buchladen Neusser Straße!
Auch das hätte eine feine Sache für die ganze Branche werden können… Reichweite bringt Thalia ein. Kooperation wäre allerdings schon besser als Zwangsadoption gewesen.