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Wie umgehen mit rechten Verlagen?

Die Autorin und Kolumnistin Margarete Stokowski sagt ihre ausverkaufte Lesung bei Lehmkuhl ab, weil die Münchner Buchhandlung auch Bücher rechter Autoren und Verlage anbietet. Was folgt: eine öffentliche Auseinandersetzung über den Umgang mit rechter Literatur.

In einer Stellungnahme auf der Seite ihres Verlags Rowohlt schreibt Stokowski, dass sie Anfang Oktober erfahren habe, „dass es bei Lehmkuhl auch ein Regal mit Büchern von rechten und rechtsextremen Autor*innen und aus dem Antaios-Verlag gibt”. Lehmkuhl-Geschäftsführer Michael Lemling hatte bereits im Frühjahr öffentlich erklärt, dass es für ihn zum Engagement gegen Rechts gehöre, die Texte zu kennen, die Rechte schreiben, und deshalb auch der Kundschaft die Originaltexte anzubieten.

 

Lemling: Auseinandersetzung mit den Rechten eine der wesentlichen politischen Herausforderungen

Michael Lemling (Foto: buchreport/CR)

„Wer auch immer sich mit Rechtspopulisten in all ihren Spielarten beschäftigen möchte, findet dazu bei Lehmkuhl die größte Auswahl an Titeln in München. Wir haben sie unter der Rubrik „Neue Rechte, altes Denken“ zusammengestellt. Die große Auswahl ist kein Zufall, halten wir doch die Auseinandersetzung mit den Rechten für eine der wesentlichen politischen Herausforderungen der Gegenwart”, schreibt Lemling in einer aktuellen Stellungnahme zur abgesagten Lesung.

Er betont: „Gefährden wir damit unser Publikum? Müssten wir nicht jeden, der mit Kubitschek an die Kasse kommt, fragen, wes Geistes Kind er ist? Nun: Wir glauben an die intellektuelle Spannkraft unserer Kunden und sind überzeugt, dass das Lesen rechter Publizistik nicht wehrlos macht. Im Gegenteil! Und um auch das klarzustellen: Es geht hier nicht um die Präsentation der gesamten Verlagsproduktion von Antaios & Co. im Schaufenster und die Auslage rechter Stapeltitel an der Kasse. Einen Rechtsruck bei Lehmkuhl muss niemand befürchten.” Auch in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung” legt er seinen Standpunkt dar.

 

Stokowski: Positionen von Rechten und Rechtsextremen nicht normalisieren

Mit diesem wiederum ist Stokowski nicht einverstanden: „Hauptsächlich zwei Gründe: erstens die Normalisierung rechten Denkens und zweitens finanzielle Gewinne für diese Autor*innen und Verlage”, heißt es in ihrer Stellungnahme, in der sie auch auszugsweise aus einem Mailwechsel mit Lemling zitiert:

„Ich teile Ihre Sichtweise, dass man die Positionen von Rechten kennen sollte, um gegen sie zu argumentieren. Wo wir wohl unterschiedlicher Auffassung sind, ist die Frage, ob man deren Bücher dann auch kaufen sollte bzw. zum Kauf anbietet. Für mich gehört es sehr zentral zum Engagement gegen Rechts, dass man die Positionen von Rechten und Rechtsextremen nicht normalisiert. Mit ‚normalisieren’ meine ich, bestimmte menschenfeindliche Aussagen als etwas hinzustellen, was eben zum vielfältigen Spektrum innerhalb einer Demokratie gehört und was man ‚aushalten’ müsse, auch wenn dabei z.B. gegen Minderheiten gehetzt wird. (…) Ich sehe nicht, wie man als Buchhändler einerseits gegen Rechts sein will und dann gleichzeitig den Erfolg der Rechten in diesem Land unterstützt, indem man ihre Schriften aktiv anbietet und durch Verkäufe fördert.”

 

Kontroversen sind programmiert

Die politischen Auseinandersetzungen werden seit dem AfD-Auftrieb rauer und das (wahrgenommene) Meinungsspektrum in den Buchprogrammen breiter, sodass Kontroversen programmiert sind. Spätestens seit der Frankfurter Buchmesse 2017, als eine Demonstration in handgreifliche Tumulte zwischen rechten und linken Gruppierungen mündete, wird in der Branche über den Umgang mit rechten Verlagen diskutiert.

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