Der Generationenwechsel in der Buchbranche ist in vollem Gang. Die Unternehmen sehen sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Ein Gespräch über selbstbewusste Talente, Imagefragen und die neue Arbeit.
Der Generationenwechsel in der Buch- und Medienbranche ist in vollem Gang. Einher geht der Wandel auch mit veränderten Anforderungen an Persönlichkeiten und Fähigkeiten der Mitarbeitenden. Doch die Talente, die die Branche braucht, sind auch anderswo begehrt.
Was ist den Talenten von heute bei ihrer Arbeit wichtig? Wie überzeugt man in Zeiten des Fachkräftemangels die richtigen Menschen vom eigenen Unternehmen? Und wie sieht eine gelungene Unternehmenskultur aus? Diese Themen haben in einem buchreport-Talk diskutiert:
- Karsten Bich – Er ist in der Geschäftsleitung der DIN-Gruppe, zu der auch der Beuth Verlag gehört, für Human Resources & Transformation verantwortlich.
- Marlene Billmann – Sie ist kaufmännische Leiterin beim Carlsen Verlag und vertritt als solche auch den Bereich HR.
- Lisa Eckstein – Sie ist als 1. Vorsitzende des Vereins Junge Verlags- und Medienmenschen engagiert.
- Urban van Melis – Er ist kaufmännischer Geschäftsführer / CEO der Ullstein Buchverlage und dort neben anderen Bereichen auch für Personal verantwortlich.
Wie herausfordernd ist das Recruiting in dieser Zeit?
▪ Bich: Wir arbeiten in einem Spannungsfeld: Einerseits Menschen für uns zu interessieren, und andererseits mit Erwartungshaltungen konfrontiert zu werden, die wir bisher als Personaler:innen nicht kannten. Ich bin seit 30 Jahren im Personalbereich aktiv und wir haben Kandidat:innen häufig an Kleinigkeiten scheitern lassen, weil wir viele gleich gute Bewerbungen hatten. Wir haben da rückblickend eine gewisse Arroganz gelebt… Das ändert sich durch den demografischen Wandel. Richtung Ende meiner beruflichen Laufbahn bin ich jetzt derjenige, der vortanzt, der für sein Unternehmen wirbt und das erträgt, was früher die Bewerber:innen ertragen mussten.
▪ Billmann: Bei Carlsen ist die Lage noch sehr unterschiedlich: Wir haben Stellen, die wir eher leicht besetzen, und Stellen, für die wir lange suchen müssen. Generell müssen wir uns stärker mit den Wünschen und Anforderungen der Bewerber:innen beschäftigen, etwa hinsichtlich flexibler Arbeitsmodelle und der Frage, ob der Arbeitsort dem Unternehmensstandort entsprechen muss. Die Ortsfrage ist ein neuer Faktor, den wir auch dann erleben, wenn sich Personen aus anderen Branchen bei uns bewerben. Noch bereitet uns das Thema Recruiting keine schlaflosen Nächte, aber in den kommenden Jahren wird es uns noch intensiv beschäftigen. Deshalb ist jetzt der Moment, sich entsprechend aufzustellen.
▪ van Melis: Heute enden Einstellungsgespräche schonmal mit dem Satz: „Herzlichen Dank, Sie sind in der engeren Auswahl“ – nur dass der Satz nicht von der Unternehmens-, sondern von der Bewerberseite kommt. Auch wenn es für Unternehmen herausfordernder ist, hat diese Entwicklung auch etwas Positives: Wir sind gezwungen, uns selbst infrage zu stellen. Sie nannten es „vortanzen“, Herr Bich, man kann aber auch sagen: sich professionalisieren, klarer und präziser werden, zuverlässiger sein. All das, was in ein gutes erstes Bewerbungsgespräch gehört, sind wir gezwungen, jetzt auch wirklich zu leisten. Das hilft uns auch, besser zu werden.
▪ Billmann: Wir haben ja auch bei Corona gesehen, dass die Umstände ein Katalysator für nötige Entwicklungen sein können, sei es die Digitalisierung oder die neue Form der Zusammenarbeit. Auch die veränderte Lage im Recruiting ist ein Katalysator, der uns antreibt, neue Dinge zu probieren, besser zu werden, und uns auch immer wieder zu fragen, was die Mitarbeitenden eigentlich wollen.
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