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Wie Verlage die Leser zum Buch führen wollen

Eine der großen Fragen, die die Verlage jenseits des Atlantiks zurzeit umtreibt: Wie findet der Leser noch zum passenden Buch, wenn immer mehr stationäre Händler ihre Pforten schließen und der Online-Handel wächst, sich aber mit Suchfunktionen begnügt? Über zwei Jahre haben die Verlagsgruppen Hachette, Penguin und Simon & Schuster an einer Lösung gearbeitet. Jetzt hat der (inzwischen dritte) CEO des Joint-Ventures, Ardy Khazazei, das Ergebnis präsentiert: die Online-Plattform „Bookish“. 

Das Konzept:
  • Empfehlungen: Das Herzstück von „Bookish“ ist die Empfehlungsfunktion. Da „Bookish“ – im Gegensatz zum Amazon – (noch) nicht die Käufe der Nutzer auswerten kann, werden die Bücher auf Basis von Metadaten empfohlen. Die Nutzer können bis zu vier Bücher eingeben, die sie gelesen haben:


  • Anschließend lotst „Bookish“ den Leser – basierend auf diesen Vorlieben – zu weiteren Bücher. Dafür berücksichtigt die Plattform verschiedene Variablen wie Autor, Genre, Veröffentlichungsdatum und Schlagworte und gleicht diese mit der Buchbeschreibung, Rezensionen und Informationen der „Bookish“-Redaktion ab, um zentrale Leitmotive zu ermitteln. Sobald die Plattform mehr Informationen über die Vorlieben eines Nutzers gesammelt hat (darunter auch Buch-Käufe), werden auch diese hinzugezogen.


  • Beteiligte Verlage: Nicht nur die drei Verlagriesen Hachette, Penguin und Simon & Schuster sind mit ihren Büchern auf „Bookish“ vertreten, zum Start hat die Plattform Partnerschaften mit 16 weiteren Verlagen geschlossen – auch HarperCollins, Macmillan und die designierte Penguin-Schwester Random House sind mit im Boot. Die Regale stehen ausschließlich traditionellen Verlagen zur Verfügung, Selfpublisher können ihre Titel nicht hinzufügen. 
  • Angebot: Im Sortiment stehen gedruckte Bücher, E-Books (PDF, Epub) und physische Hörbücher; Hörbuch-Downloads sollen in Kürze folgen. Insgesamt bietet „Bookish“ rund 1,2 Mio Titel aus 18 Genres und über 400.000 Autoren-Profile. Einen detaillierten Einblick bieten Basisinformationen, Leseproben, Autorenprofile, Videos und mit dem Titel verbundene Nachrichten. 
  • Partnerschaften: Die Plattformbetreiber kooperieren mit der Tageszeitung „USA Today“ und der Satirezeitschrift „The Onion“. Die Medien stellen Inhalte für „Bookish“ bereit und verlinken bei eigenen Rezensionen auf „Bookish“. Zudem präsentiert „Bookish“ die Bestsellerliste von „USA Today“.  
  • Verkauf: Die Leser können die Bücher, E-Books und Hörbücher entweder direkt über „Bookish“ kaufen (ausgeliefert werden sie dann vom Barsortiment Baker & Taylor) – oder sie folgen den Affiliate-Links zu anderen Online-Händlern wie Amazon, Barnes & Noble, Apple oder Kobo. „Bookish“ erhält dann eine Verkaufsprovision von den Händlern. Auch „Bookish“ bieten Affiliate-Partnerschaften an – und belohnt so etwa „USA Today“ für jeden neuen Kunden. 
  • Apps: Zum Start bietet „Bookish“ – neben der Internetseite – zunächst nur eine Android-App an. Eine iOS-App für Apple-Geräte soll folgen, sobald diese von Apple genehmigt wurde. Einen eigenen E-Reader wollen die Betreiber nicht anbieten. 
  • Profilierung: Mit den Verlagen im Rücken ist es nicht überraschend, dass sich „Bookish“ nicht auf einen Preiskampf einlassen will, sondern stattdessen neben der Empfehlungsfunktion vor allem auf exklusive Inhalte und Informationen setzt, um sich zu hervorzuheben. 
  • Erlöse: Neben den Umsätzen aus dem eigenen Buch-Shop und Provisionen der Affiliate-Shops soll „Bookish“ auch durch Anzeigen Erlöse erzielen. Bisher haben nur die drei Gründungsverlage Anzeigen geschaltet, doch Anzeigen von anderen Verlagen oder buchfremden Anbietern sollen folgen.  
Auch Penguins designierte Schwester Random House hat eine eigene Lösung entwickelt, über die Leser auf neue Bücher stoßen sollen: Die Facebook-App „BookScout“, mit der die US-Verlagsgruppe – im Gegensatz zu Hachette, Penguin und Simon & Schuster – den Fokus auf soziale Empfehlungen setzt (buchreport.de berichtete). 

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