Die Grundlage für unternehmerische Visionen und Entscheidungen ist die Kenntnis der Markt- und Standortdaten. Dies gilt nicht nur für Existenzgründer, auch alteingesessene Händler sollten die Gegebenheiten vor Ort analysieren. Was bei der Analyse beachtet werden sollte, erläutert Beraterin Gudrun Vierbücher im buchreport-Praxistipp:
Standortanalysen sind ganz selbstverständlich Teil einer jeden Existenzgründung im Einzelhandel. Wie wichtig sie auch für bestehende Unternehmen sind, ist vielen Händlern nicht klar. Die Begründung ist meistens identisch: „Ich habe doch meinen Standort. Was soll ich machen, wenn die Analyse zeigen würde, dass der Standort ungeeignet ist? Umziehen?“ Natürlich nur im äußersten Notfall. Besser wäre es, Sortiment, Ladengestaltung, Werbung und/oder Leistung dem Standort anzupassen. Regelmäßig durchgeführte Standortanalysen sind ein wichtiger Teil der Unternehmenssicherung. Sie ermöglichen ein schnelles Reagieren auf Veränderungen rund um den Standort. Folgende Daten sind besonders relevant:
- Kaufkraft: Unverzichtbar sind die jährlichen Daten der Gesellschaft für Konsumforschung in Bruchsal. Oftmals halten auch die Industrie- und Handelskammern die Daten für ihre Mitglieder bereit. Gelingt es dem Einzelhandel am Ort, Kaufkraft anzuziehen und zu binden? Um die Einkaufszentralität zu ermitteln, wird die Nachfrage der Einwohner am Wohnort (Kaufkraft für den Einzelhandel) den erzielten Umsätzen im örtlichen Einzelhandel (POS-Umsatz) gegenübergestellt.
- Regionale Besonderheiten und Projekte: Die Daten der Stadt- bzw. Ortsverwaltung zur Zusammensetzung der Bevölkerung (oftmals der Internetseite zu entnehmen) dienen der Optimierung des Sortiments – insbesondere im Jahresvergleich. Informationen zur Verkehrssituation sowie Bauvorhaben sind wichtig für die eigene Zukunftsplanung. Ist die Erschließung neuer Gewerbegebiete geplant, soll ein Einkaufscenter gebaut werden, ändert sich die Straßenführung? Aus der Antwort ergibt sich möglicherweise die Notwendigkeit einer Filialisierung oder eines Umzugs.
- Konkurrenz: Regelmäßige Informationen über Konkurrenten und die Beobachtung ihrer Werbeaktionen sichern die eigene Position und dienen der Inspiration. Wichtig: Beobachten Sie nicht nur die eigenen Branche! Der Begriff „Konkurrenz“ darf nicht zu eng gefasst werden.
- Branchenentwicklung: Auch die statistischen Daten der Branche liefern wichtige Erkenntnisse. Diese Daten werden jährlich vom Börsenverein in „Buch und Buchhandel in Zahlen“ veröffentlicht. Wie verteilt sich der Buchumsatz auf die verschiedenen Betriebsarten, wie entwickelt sich der Umsatz? Betriebswirtschaftliche Daten zum Umsatz pro Quadratmeter, pro Mitarbeiter oder zum Lagerumschlag liefern wichtige Erkenntnisse zur eigenen Unternehmensführung im Vergleich zur Branche.
Mehr zum Thema erfahren Sie am 6. Juli 2011 im Seminar „Profilierungsmöglichkeiten durch Markt- und Standortdaten“ im Börsenvereins-Landesverband Baden-Württemberg in Stuttgart.
Gudrun Vierbücher
ist seit 1985 als selbstständige Unternehmensberaterin tätig. Schwerpunkte ihrer Tätigkeit: Betriebswirtschaftliche Beratung, Gründungsberatungen, begleitende Beratung bei Betriebssanierungen und Bewertung von Unternehmen.
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