„Nur Vermittler, aber mit Leidenschaft“, sagte Wilfried Weber über die Rolle des Buchhändlers.
Der Buchhändler Wilfried Weber (76, Foto: buchreport/TS) ist tot. Der Mitinhaber der traditionsreichen Buchhandlung Felix Jud (zusammen mit Marina Krauth) in Hamburg starb Anfang der Woche nach einem Herzinfarkt.
In einem buchreport-Interview aus dem Jahr 2015 sprach Weber über die Rolle des Buchhandels:
Wie steht es um den Buchhandel?
Das Selbstbewusstsein ist in inhabergeführten Buchhandlungen wieder gewachsen. Wir sehen, dass wir neben Online-Handel und Ketten unseren Platz haben und behalten werden.
Welche Möglichkeiten hat der Händler, den Markt zu gestalten?
Der Buchhandel hat nur begrenzt Möglichkeiten, die Literatur selbst zu beeinflussen. Wir sind nur Händler und haben eine eingeschränkte Rolle, verkaufen Bücher, die sich andere ausgedacht und wiederum andere verlegt haben. Natürlich ist durch die Auswahl im Sortiment ein gewisser Charakter herstellbar. Aber es bleibt letztlich eine Tätigkeit, die nur Vermittlung ist. Diese Rolle lässt sich aber mit Leben füllen: Man muss die traditionellen Vermittlungsmöglichkeiten bewusst nutzen und die Inhalte mit Leidenschaft und vor allem Selbstbewusstsein vermitteln. Das ist alles, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Was machen Sie besser als andere?
Es ist die Leidenschaft. Auf den Buchtagen in Berlin habe ich über unsere Buchhandelskooperation 5plus gesprochen, wie erfolgreich wir mit unserer sehr inhaltlichen Zusammenarbeit sind, während sich viele Kollegen bei Branchentreffen über Rabatte und Versandwege unterhalten, was ich todlangweilig finde. Ich habe als kleinen Appell ans Publikum gerichtet: Wir müssen die Leidenschaft für die Inhalte nach vorn stellen. Das ist das, was uns ausmacht. Das ist in der Vergangenheit bei vielen Kollegen in den Hintergrund getreten, nicht bei allen. Wenn man die Leidenschaft nicht hat, wird man nicht dauerhaft erfolgreich sein.
Welche Rolle spielt die Ladenatmosphäre?
Zum Paket der Eigenarten literarischer Buchhandlungen gehört mit Sicherheit auch die Atmosphäre, die nicht zufällig entsteht, auch wenn man Vorgefundenes nutzt. Bei uns haben wir es zunächst einmal mit einem Gebäude historischer Provenienz zu tun, sodass der architektonische Rahmen eine Rolle spielt. Auch die Einrichtung ist wichtig und das gesamte Angebot, wobei die Kunstwerke, die wir ebenfalls verkaufen, natürlich prägend sind. Wo sehen Sie in einer Buchhandlung schon einen Jawlensky hängen? Natürlich nirgends. In der Mitte der Buchhandlung haben wir das Antiquariat, das eine ganz eigene Ausstrahlung hat und zum Charakter einer Buchhandlung maßgeblich beiträgt.
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