13 Jahre sind vergangen, seit Pascal Mercier zuletzt als Schriftsteller in Erscheinung trat. Damals legte er die Novelle „Lea“ vor, die Platz 4 der SPIEGEL-Bestsellerliste erreichte. Es war das viel beachtete Folgebuch seines international erfolgreichen und 2013 verfilmten Longsellers „Nachtzug nach Lissabon“ (2004), der sich hierzulande jahrelang zunächst als Hanser-Hardcover und später als btb-Taschenbuch in den Top 50 hielt.
Seither setzte der Schweizer noch zweimal Bestsellerakzente, allerdings nicht als Literat, sondern als Philosophieprofessor: Unter seinem bürgerlichen Namen Peter Bieri veröffentlichte er in den Jahren 2011 und 2013 die Sachbücher „Wie wollen wir leben?“ (Residenz) und „Eine Art zu leben“ (Hanser).
Jetzt hat der 75-Jährige sein Schriftsteller-Pseudonym Pascal Mercier reaktiviert und seinen fünften Roman (nach „Perlmanns Schweigen“, „Der Klavierstimmer“, „Nachtzug nach Lissabon“ und „Lea“) verfasst: In „Das Gewicht der Worte“, erschienen bei Hanser, behandelt Bieri einmal mehr philosophische Fragen, die er diesmal mit der Geschichte eines sprachbegeisterten Übersetzers und Verlegers, Witwers und Reisenden verbindet.
Der Titel arbeitete sich in den vergangenen Wochen von Platz 13 über Platz 4 bis an die Spitze der SPIEGEL-Bestsellerliste, wo er (als einer von 4 neuen Nummer-1-Aufsteigern) aktuell „Three Women“ von Lisa Taddeo ablöst. Während die Buchkäufer zugreifen, machen im Feuilleton einige kritische Rezensionen die Runde. Ihr Tenor: Der 576 Seiten starke Roman sei ein „Bummelzug in die Langeweile“ („Stuttgarter Nachrichten“) und „schleppt sich mit leidenschaftlicher Behäbigkeit auf sein Ende zu“ (SWR2).
Bei gewissen Kritikern (auch in der Musikszene) denkt man halt gelegentlich an Eunuchen: sie sehen den ganzen Tag/die ganze Nacht: wie man’s macht, aber sie können’s eben nicht
Die Kritik das Buch sei ein „Bummelzug in die Langeweile“ sagt wohl mehr über den Rezensenten als über das „Gewicht der Worte“ aus. Es ist ein sprach-gewaltiges, sprach-besessenes, sprach-verliebtes Werk, das den Leser permanent mit existentiellen Fragen konfrontiert. – Also nix für Schnellschuss-Rezensionen.