Die Frankfurter Buchmesse richtet den Fokus wie im vergangenen Jahr auf sieben internationale Märkte. Im Vorfeld präsentiert die Messe in Kooperation mit buchreport eine Serie, in der Experten aus den Ländern ihre Märkte vorstellen. Diesmal: Ala‘ Alsallal, Gründer und CEO von Jamalon.com (Vereinigte Arabische Emirate).
Was sind die erstaunlichsten Fakten zu Ihrem nationalen Buchmarkt?
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind ein Zentrum der MENA-Region (Mittlerer Osten und Nordafrika) und unser Markt zielt auf 350 Millionen Arabisch sprechende Menschen, verteilt auf 22 Länder. Die VAE verfügen über einen der am stärksten frequentierten Flughäfen weltweit, der Kostenreduzierung bewirkt für Frachten ab Dubai in die gesamte arabische Welt. Diese Tatsache machen die VAE zum idealen Standort für die Verlagsindustrie in der MENA-Region.
Was können andere Märkte von Ihrem Markt lernen?
Unser Markt verfügt bisher noch über keine gewachsene Verlagslandschaft und das eröffnet sehr viele Möglichkeiten für Verleger und Stakeholder, um am Wachstum unseres aufstrebenden Marktes teilzuhaben.
Wo liegen nach Ihrer Einschätzung die Schwachpunkte Ihres Marktes?
In der medialen Unterstützung und PR für Bücher und Autoren.
Wie wird sich Ihrer Meinung nach der digitale Markt in Ihrem Land entwickeln?
Gemäß Wamda.com wird im Jahr 2017 mehr als die Hälfte der arabischen Welt Zugang zum Internet haben, ein deutlicher Zuwachs ausgehend von den 32%, die im Jahr 2012 online waren. Die Region ist diejenige mit dem weltweit höchsten Zuwachs bei der Internetnutzung seit 2001: ein Plus von 600% bei den Nutzerzahlen. Die Anzahl arabischer Internetnutzer insgesamt ist in den Jahren 2000 bis 2013 tatsächlich um 5297% gestiegen.
Aktuell liegt der Anteil der Arabisch sprechenden Nutzer im Internet bei knapp 37%, womit die arabische Sprache im Jahr 2013 auf dem 4. Rang unter den 10 online am häufigsten genutzten Sprachen landete.
Zugleich hat die Nutzung von sozialen Medien in der Region deutlich zugenommen. Schätzungen gehen von ca. 17 Mio arabischen Tweets täglich aus und Arabisch war die am schnellsten wachsende Sprache auf Twitter in den Jahren 2010/2011. Die Marktpräsenz von Facebook in der Region ist ebenfalls beachtlich, wobei die arabische Bedienoberfläche aktuell von mindestens 39% aller Nutzer aus der MENA-Region angewendet wird.
Wie wäre es möglich die Beziehungen zwischen Verlagshäusern zu verbessern? Was für Veränderungen sind dafür nötig?
Ich denke, wir sollten die MENA-Region hinsichtlich des Verlagsgeschäftes als eine Region betrachten, deren Preisstruktur vergleichbar mit Indien ist. Verleger sollten daher eine spezifische, lokale und einheitliche Preisstruktur für die MENA-Region anbieten, die es Lesern mit ihren hiesigen Einkommen auch möglich macht, Bücher zu erwerben.
Welcher ausländische Buchmarkt interessiert Sie persönlich?
Die britischen und deutschen Buchmärkte. Sehr gut organisierte Märkte, die über alle Bestandteile einer gewachsenen Verlagsindustrie verfügen.
Ala‘ Alsallal ist Gründer und Geschäftsführer von Jamalon.com, der größten Onlineplattform für Arabische und Englische Bücher. Auf der Plattform sind 10 Mio Titel verfügbar, die weltweit geliefert werden. Ala‘ Alsallal hat einen Masterabschluss im Bereich Informationstechnologie und Kommunikation. Bevor er Jamalon gründete, hat er als Automation Engineer an fünf verschiedenen Standorten für das Copyright Clearance Center gearbeitet. Während des Grundstudiums hat Ala‘ ein Team von Ehrenamtlichen koordiniert, das „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes” ins Arabische übersetzte. Das Buch wurde innerhalb eines Monats 1 Mio Mal heruntergeladen und war später eine treibende Kraft für die Gründung von Jamalon.com.
Die Konferenz „The Markets“ stellt am 18. Oktober sieben internationale Buchmärkte auf der Frankfurter Buchmesse vor, die von Branchenexperten aus verschiedenen Blickwinkeln analysiert werden. Ziel ist es, Geschäfte vor Ort anzubahnen sowie potentielle Geschäftsfelder sichtbar zu machen. In diesem Jahr beleuchtet die Buchmesse die Märkte Polen, Spanien, Philippinen, Vereinigte Arabische Emirate, Brasilien, Großbritannien und Flandern & Niederlande.
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