Die Ausbildung im Buchhandel und in den Verlagen muss sich radikal ändern, um den Anforderungen der Mediengesellschaft gerecht zu werden. Dies ist das Fazit der Podiumsdiskussion von buchreport zum „Kampf um kluge Köpfe“, die heute Mittag am Hot Spot „Literature & Special Interest“ (Halle 3.1, L681) stattfand.
Monika Kolb-Klausch, Bildungsdirektorin im Börsenverein, zeichnete ein düsteres Bild der Ausbildungssituation in diesem Jahr: Nach vorliegenden Zahlen sei nicht damit zu rechnen, dass die Ausbildungszahlen 2010 wieder ansteigen würden – im Gegenteil, laut IHK seien die Zahlen sogar deutlich unter Vorjahresniveau. „Kunden wolllen qualifiziertes Personal, Personal muss ein Investitionsfaktor sein“, erklärte Kolb-Klausch.
Doch das Problem bestehe nicht nur auf der Seite der Unternehmen, sondern auch beim Nachwuchs, bei dem es ein „Qualitätsproblem“ gebe.
Neben den Schwächen beim Nachwuchs sieht die Chefin der Buchhändlerschule auch bei den Fachkräften perspektivisch Probleme auf die Branche zukommen.
Zumindest in ihrem eigenen Unternehmen hat Julia Claren, Chefin bei Dussmann das KulturKaufhaus in Berlin, aktuell wenig Sorgen. Seit Ende der 1990er-Jahre ködere Dussmann ganz gezielt auch Quereinsteiger, um ein möglichst vielfältiges Profil abzudecken. Die Hälfte der Mitarbeiter sei schon über sechs Jahre an Bord, was die Verbundenheit mit dem Unternehmen zeige.
Neu ausrichten wollen die Berliner allerdings den Kundenfokus. Da alle Produkte inzwischen ohne Schwierigkeiten übers Internet bezogen werden könnten, ändere sich das Interesse der Kunden, die primär den Kontakt zu den Sortimentern suchten, statt sich nur über Produkte zu informieren.
Unternehmensberater Ehrhardt F. Heinold legte den Finger in die Wunde der Verlage, die lange Zeit in der komfortablen Situation gelebt hätten, dass sie in einer attraktiven Branche den „Traum von vielen Geistesweissenschaftlern“ erfüllen konnten. Inzwischen sinke jedoch die Nachfrage – auch, weil die Zukunftsaussichten unklar seien.
Weitere Schwachstellen: Viele Verlage hätten die Budgets für Weiterbildungen heruntergefahren. Nur wenige Verlage hätte eine Stelle für Personalentwicklung, weshalb in diesem Bereich oft nach Gutsherrenart entschieden werde.
Trotz des Negativtrends zeigte sich Heinold mit Blick in die Zukunft optimistisch: „Diese Veranstaltung nennt sich noch Buchmesse. Aber eigentlich erfinden wir hier die Zukunft der Mediengesellschaft.“
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