Ihr wirtschaftliches Verbundmodell hat die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Buchhändler gefunden. Jetzt will die AUB wieder stärker verbandspolitisch aktiv werden, erklärt Vorstandsmitglied Uwe Fischer (Foto).
Warum zusätzlich zum wirtschaftlichen Schulterschluss dicke Polit-Bretter bohren?
Weil wir uns ärgern, dass Unternehmen unserer Größenordnung zwar die zahlenmäßig stärkste Gruppierung im Börsenverein sind, sie aber von der Verbandsarbeit kaum profitieren. Der AkS ist nett, betreibt aber keine Interessensvertretung, wie wir sie uns vorstellen. Unsere Kritik betrifft Investitionen, die uns nichts nutzen, wie die Frage, ob es im Sinne der Mitglieder ist, dass die Wirtschaftsbetriebe des Verbands mit ihren Angeboten nennenswerte Gewinne erlösen. Meine grundsätzliche Frage lautet, ob der Verband für uns wirklich gut aufgestellt und organisiert ist.
Geht es Ihnen um eine Rekonstruktion des Vereins oder um bessere Leistungen?
Das sind zwei getrennte Dinge. Ein Auftrag, der fortlaufend besteht, ist zu prüfen, ob ein Verband effektiv arbeitet und die Mitgliedsbeiträge sinnvoll einsetzt. Wir fordern aber auch eine konkrete Leistung: Der Börsenverein möge eine Strukturanalyse erstellen lassen, die die einzelnen Sortimente nicht erbringen können. Zu untersuchen wäre die Zukunftsfähigkeit kleiner Buchhandelsbetriebe und ihrer Geschäftsmodelle.
Ist der Börsenverein die richtige Adresse, um in den Strukturwandel einzugreifen?
Es gehört schon zu seinen Aufgaben, perspektivische Aussagen zu erstellen für jenen Teil der Mitgliedschaft, der im Augenblick am stärksten leidet. Was bei der Studie herauskommt, wäre für die gesamte Branche interessant, auch für die Verlage und den Zwischenbuchhandel, die wissen sollten, in welche Richtung sich ihre größte Kundengruppe entwickelt …
… und ob sie überhaupt noch Zukunft hat.
Ich glaube nicht, dass sie keine Zukunft hat, aber wir fischen doch alle im Trüben.
Wo kommen die Mehrheiten für Ihre politischen Ambitionen her?
Wir verstehen uns über unsere Mitglieder hinaus als Partei der inhabergeführten Sortimente. Da werden wir unsere Mehrheiten suchen. Es gibt auch längst Gespräche mit anderen Verbünden, die in der wirtschaftlichen Ausrichtung zwar andere Wege gehen, aber politisch viele Dinge ähnlich sehen.
Es geht uns aber auch gar nicht um Hinterzimmerabsprachen oder darum, geschickte Anträge einzubringen, sondern um eine offene Debatte, die wir auch im Vorfeld der Vollversammlung aktiv führen werden. Und wir werden wachsam sein, dass wichtige Fragen nicht in Arbeitsgruppen delegiert werden, von denen man nichts mehr hört wie zuletzt bei den Fragen der Beitrags- und Konditionengerechtigkeit.
Die Fragen stellte Thomas Wilking
Zur Person: Uwe Fischer
hat 1996 mit seiner Frau eine Buchhandlung in Dormagen gegründet und betreibt mittlerweile vier kleinstädtische Sortimente am Niederrhein. Fischer ist Vorstandsmitglied der 2006 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Buchhandlungen (AUB). Die AUB kooperiert seit einem Jahr mit dem Mehrbranchen-Verbund EK/servicegroup.
aus: buchreport.express 12/2009
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