Vor rund einem Jahr sorgte KNV-Chef Oliver Voerster im buchreport mit der Diagnose für Wirbel, dass im Zuge der massiven Konzentration im Zwischenbuchhandel am Ende nur noch vier große Auslieferungen übrig bleiben werden; eine Verlagsauslieferung sei auf die Dauer nicht überlebensfähig, wenn sie „nicht mindestens 200 bis eher 300 Mio Euro“ fakturierten Umsatz ausliefere. Später wurde die Formel auf „4 + 2“ aktualisiert, die sich auch auf Barsortimente bezieht (Voerster sieht also auch keine Zukunft für das drittgrößte Barsortiment Umbreit). Voersters Äußerungen sorgten erwartungsgemäß bei den kleinen und mittelgroßen Zwischenbuchhändlern – jenseits der „4 + 2“ – für viel Kritik.
Inzwischen haben sich fünf Wettbewerber (Brockhaus Commission, Prolit, PVS, Runge und Umbreit) unter den Namen „VA hoch 5“ für eine Imagekampagne zusammengeschlossen. Mehrere Anzeigenmotive (links) sollen die Stärke der kleineren Unternehmen im Wettstreit mit den Dinosauriern betonen. „Wir wollen hervorheben, dass es einige mittelgroße Verlagsauslieferungen gibt, die jede für sich leistungsstark, schnell, flexibel und innovativ sind und mit ihren Kunden auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Sie sind ökonomisch stabil und gewährleisten Vielfalt auch im Markt der Verlagsauslieferungen“, beleuchtet Prolit-Chef Jochen Mende die Hintergründe.
Der Impuls zur gemeinsamen Kampagne sei von Umbreit und BroCom ausgegangen. Im Visier hat das Quintett nicht nur die noch in eigener Regie ausliefernden Verlage, sondern z.B. auch die Kommittenten von KNO, die, so Mende, nicht mitziehen wollten, wenn die Auslieferung samt Barsortiment in die Mitte Deutschland verpflanzt werde. Weiterhin sei unklar, ob KNV am neuen Standort genügend qualifiziertes Personal akquirieren könne.
Mit Blick in die Zukunft will Mende weitere Kooperationsmöglichkeiten der „VA5“ nicht ausschließen. Man tausche permanent Erfahrungen aus. Denkbar sei etwa, beim Einkauf zusammenzuarbeiten, um die Kostenstruktur zu verbessern.
Konzentration in der Verlagslogistik
Bei den Verlagsauslieferungen hat es in den vergangenen Jahren mehrere große Transaktionen gegeben:
- 2002 übernimmt die VVA den Verlegerdienst München, der am Standort Gilching weitergeführt wird.
- Von Libri, der sich auf den Großhandel und Zentrallager-Dienstleistungen konzentrierte, übernimmt die VVA ebenfalls 2002 die bis dahin parallel geführte Auslieferung Libri Distribution.
- 2005 wird die Eigenauslieferung von Heyne im Rahmen der Übernahme des Verlags durch Random House aufgegeben; es übernimmt die VVA.
- Anfang 2009 erwirbt KNO die Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft LKG.
- 2009 übernimmt Sigloch die Kölner Auslieferung BDK von der Klett-Tochter Stuttgarter Verlagskontor; ein Jahr später wird BDK geschlossen, die Kommittenten werden direkt von Sigloch betreut.
- Die Langenscheidt-Tochter Thüringer Verlagsauslieferung (TVA) wird im Herbst 2010 vom Logistikriesen Rhenus übernommen und weitergeführt.
- Das Barsortiment Libri darf im März 2012 die Mehrheit am Hagener Konkurrenten Könemann übernehmen, die Kartellwächter genehmigen die im Oktober 2011 angekündigte Übernahme.
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