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Wir wollen keinen Bullshit mehr lesen

Budgetplanungen, Organigramme, Risikomanagementsysteme, Benchmarking – alles Unsinn, behaupten Markus Baumanns und Torsten Schumacher. Die beiden Autoren, die 2010 die Hamburger Unternehmensberatung Company Companions gründeten, rechnen bei Murmann mit der traditionellen Managementliteratur ab: In „Kein Bullshit – Was Manager heute wirklich können müssen“ (208 Seiten, ISBN: 9783867743815, 29,99 €) nehmen die beiden Berater Pauschalaussagen von Erfolgsratgebern auseinander.

Praktiker als Buchautoren: Torsten Schumacher  (re.) und Markus Baumanns (li.) führen gemeinsam die Unternehmensberatung Company Companions. Schumacher blickt als promovierter Kaufmann auf über 20 Jahre zurück, in denen er für drei internationale Beratungshäuser tätig war. Unter anderem leitete er den Strategiebereich von Accenture, der weltweit größten Beratungsgesellschaft. Baumanns ist promovierter Historiker. Er begann seine Karriere als Diplomat und baute als Geschäftsführer mit der Bucerius Law School eine internationale Eliteuniversität in Hamburg auf. 
Was haben Sie gegen die klassische Managementliteratur?
Baumanns: Die Welt braucht keine neue Managementtheorie. Mit verquastem Sonntagsgerede bekommt man die Probleme in den Unternehmen nicht gelöst. Darauf können wir nicht mehr setzen – gerade in einer Zeit, in der auf den meisten Branchen ein großer Veränderungsdruck lastet und die Frage, wie wir Unternehmen gestalten müssen, ganz akut ist. Die Buchbranche ist da das beste Beispiel. Wir rufen zur Rückbesinnung auf das auf, worauf es wirklich ankommt, nämlich die tägliche Führungsarbeit. Es geht uns um die Abschaffung komplizierter Hierarchieebenen und künstlicher Instrumente wie Dienstwagenregelungen und Grading-Systeme. Die weit verbreiteten Planungsorgien suggerieren Sicherheit, wo es keine Sicherheit geben kann. 

Schumacher: Viele Bücher liefern genau das, was wir nicht brauchen: Patentrezepte. Das zeigt sich schon an den Buchtiteln. Da werden „Die sechs Schritte zum Unternehmenserfolg“ oder „Die fünf Erfolgsfaktoren von Change Management“ verkauft. Der Trend geht eindeutig da hin, dass immer mehr Untersuchungen mit immer größeren Datenvolumina, Erhebungszeiträumen und beteiligten Unternehmen eine ganz umfangreiche und detaillierte Analyse suggerieren, die Autoren dann aber mit sehr einfachen und allgemeingültigen Weisheiten daherkommen. Und das ist natürlich Bullshit, weil sie dabei die Entwicklungsgeschichte eines Unternehmens ausblenden und ignorieren, dass Entscheidungen immer Abwägungen in einer einzigartigen Situation sind.

Was kann Managementliteratur denn überhaupt leisten?
Baumanns: Sie kann zum Nachdenken über das eigene, alltägliche Führungshandeln anregen. Nicht mehr und nicht weniger kann und soll sie schaffen. Die klassischen Managementratgeber gehen anders vor, sie sagen: Das musst du tun. Wir geben auch Anregungen, aber immer mit Blick auf die Erkenntnis, dass es keine allgemeingültigen Weisheiten gibt. Daher haben wir in unserem Buch beispielhafte Situationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. So verdeutlichen wir: Es geht hier immer ums Abwägen. Dieser Ausgangsgedanke lässt sich im Buchformat sehr gut transportieren. Wir freuen uns, wenn wir das Feedback bekommen, dass ein Leser seine Lehren aus unserem Buch gezogen hat. Was er dann genau in seinem Betrieb ändert, können wir aber überhaupt nicht absehen. 
Sie wollen den Leser also stärker zu einer persönlichen Auseinandersetzung auffordern?
Schumacher: Genau. Es ist unser erklärtes Ziel, den Leser zu fordern. Nur auf diesem Wege kann der Verantwortliche ein neues Handeln an den Tag legen, das authentisch und überzeugend ist. Wir richten uns an Führungskräfte. Die sollen nicht bloß eine Gebrauchsanweisung umsetzen, sondern als Vorbild, Anstifter und Ermöglicher auftreten. Der Leser soll reflektieren und eine eigene Handlungsweise entwickeln. 

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Interview: Lisa Maria Neis
aus: buchreport.spezial Recht, Wirtschaft, Steuern 2015. Opens external link in new windowHier können Sie das Heft bestellen.

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