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Wissenschaft: Das Open-Access-Rennen

Die neue Bundesregierung formuliert 2021 im Koalitionsvertrag ihr Bekenntnis zu Open Access (OA): OA solle zum „gemeinsamen Standard“ in der Wissenschaft werden. Was sie sich darunter genau vorstellen, lassen die Ampel-Koalitionäre allerdings offen. Antworten sucht und findet indes der Markt: OA ist hinsichtlich Investitionen und Zukunftsprojekten von Bibliotheken und Verlagen zum dominierenden Geschäftsmodell geworden.

2021 nimmt das OA-Rennen weiter Fahrt auf: Große wie kleine Verlage schließen OA-Verträge mit wissenschaftlichen Bibliotheken und Einrichtungen ab. Mit ihnen soll das Abonnement-Modell bei Zeitschriften abgelöst werden. Dabei nutzen sie reine OA-Modelle, aber auch hybride Ansätze für die Übergangszeit. Publish and Read, Subscribe to Open, Bibliotheks-Crowd­funding… der Markt bringt viele Modelle hervor, mit denen Gelder im Publikationssystem für alle Beteiligten nachhaltig umverteilt werden sollen.

Sich als OA-Anbieter zu positionieren, wird für Verlage auch deshalb wichtiger, weil die Rahmenbedingungen für den klassischen Inhaltevertrieb über die Jahre schwieriger geworden sind: durch Piraterie und informelles Teilen, aber auch durch gesetzlich erlaubte kostenlose Nutzungen, die 2018 mit dem Wissenschaftsurheberrecht (UrhWissG) ausgeweitet wurden. In Verlagen sorgt daher im Frühsommer die Entscheidung der Politik für großen Unmut, die Schrankenregelung vorzeitig zu entfristen: „Es interessiert offensichtlich nicht, ob und wie stark das UrhWissG den Lehrbuchmarkt beschädigt“, beklagt etwa die Verlegerin Barbara Budrich. Das vom Börsenverein extra beauftragte „Lehrbuch-Monitoring“ bescheinigt zwar, dass seit dem UrhWissG Umsatz und Absatz von Lehrbüchern im Primärmarkt signifikant zurückgegangen sind, aber diese Schadensbilanz wird durch die vorzeitige Entfristung obsolet. Stattdessen kündigt die neue Regierung im Herbst ein „wissenschaftsfreundlicheres Urheberrecht“ an. Auch deshalb wird OA perspektivisch die wirtschaftlich interessantere Alternative für Verlage.

Im Dossier Wissenschaftspublizistik bündelt buchreport Nachrichten und Analysen zum Thema.

buchreport blickt auf das Jahr 2021 zurück. Alle Themen des Jahres finden Sie sukzessive hier im Überblick.

Publish and Read

Mit dem Publish-and-Read-Modell soll die Verbreitung von Open Access (OA) beschleunigt werden. Dabei wird der Zugriff auf ein Inhalteportfolio mit der Möglichkeit für die Forschenden verbunden, bei dem jeweiligen Verlag OA zu publizieren. Für diese Kombination aus Veröffentlichen und Lesen wird pro veröffentlichtem Artikel eine festgelegte Publish-and-­Read-Gebühr fällig.

Subscribe To Open

Subscribe To Open gilt vor allem in den weniger gut finanzierten Geisteswissenschaften als interessantes OA-Transformationsmodell für gut eingeführte Zeitschriften: Die Abonnenten führen dabei ihre bestehenden Abonnements unverändert weiter. Die Inhalte werden damit für alle frei zugänglich und Autoren können dort gebührenfrei OA publizieren. Verlage können mit dieser Absicherung Zeitschriften auf OA umstellen, deren Finanzierung über Veröffentlichungsgebühren pro Artikel nicht abzubilden wäre. Sollte bei einer Subscribe-To-Open-Finanzierung die Abonnenten-Zahl in einem Jahr unter einen festgelegten kritischen Wert fallen, wird die Bezahlschranke hochgezogen und nur Abonnenten haben Zugriff auf den Jahrgang.

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