2020 hätte nach dem Willen der „Plan S“-Architekten zum Wendejahr in der Wissenschaftspublizistik werden sollen: Um die Umstellung auf Open Access zu beschleunigen, sollten die Forschungsfinanzierer ab 2020 nur noch Gelder bewilligen, wenn die Forschung anschließend im Open Access veröffentlicht wird. Weil sich gegen diese Brechstangentaktik aber vielfach Widerstand regte, wurde nachjustiert. Jetzt tritt „Plan S“ zum 1. Januar 2021 in Kraft und erlaubt in einer Übergangszeit auch flexiblere Optionen beim Umbau zu Open Access.
Die Folge: 2020 ist ein weiteres Transformationsjahr im Wissenschaftsmarkt. Verlage vermelden weltweit kleinere und größere Verträge mit Bibliotheken und Konsortien oder gehen die Umwandlung von Abonnement-Zeitschriften an, indem sie sie als transformative Zeitschriften schrittweise auf Open-Access-Finanzierung umstellen. Besonders hervor tut sich der deutsche Wissenschaftsriese Springer Nature: Nach Wiley stellt auch er im Rahmen des „Deals“ sein Zeitschriftengeschäft in Deutschland um und öffnet auch Prestigeprodukte wie das Flaggschiff „Nature“ weltweit für Open-Access-Veröffentlichungen.
Eine andere Variante des freien Zugangs praktizieren die STM-Verlage (Science, Technology, Medicine) seit Jahresbeginn, als die Pandemie weltweit Fahrt aufnimmt und die Forschung zum neuartigen Coronavirus zur höchsten Dringlichkeit wird: Um den Austausch zu beschleunigen, bündeln sie ungeachtet von Geschäftsmodellen Forschungsergebnisse und Daten zum Virus und machen sie frei zugänglich.
Von findigen Buchhändlern über die Logistik bis zum Arbeitsplatz: buchreport blickt auf das Jahr 2020 zurück. Alle Themen 2020 finden Sie sukzessive hier im Überblick.
Plan S
Bei Open Access (OA) wird die nachgelagerte Finanzierung der Wissenschaftspublizistik (z.B. via Abo-Modelle bei Zeitschriften) durch eine vorgelagerte Finanzierung abgelöst: Die Forscher und ihre Institutionen zahlen für die Veröffentlichung der Beiträge, die dann frei zugänglich sind. Die breite Umstellung auf OA war 2003 verabredet worden, kommt aber nicht so schnell voran wie erhofft.
Die EU setzt deshalb mit „Plan S“ bei den Forschungsfinanzierern an, die ihre Förderung mit einer Verpflichtung zur OA-Veröffentlichung verbinden sollen. Bislang haben sich etwa zwei Dutzend Förderer den Leitlinien des „Plan S“ angeschlossen, neben nationalen Organisationen u.a. auch der unabhängige Wellcome Trust. Deutsche Förderer sind nicht dabei.
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