Die Open-Access-Deals funktionieren und die Strukturen haben sich als belastbar erwiesen: Das sind die Botschaften, die die großen Wissenschaftsverlage 2022 lauter senden als zuvor. In selbstbewussten Claims stecken sie ihre Ansprüche ab, immer neue, passgenau ausgewählte Wachstumszahlen sollen den Vorreiter-Anspruch und die eigene Marktführerschaft untermauern.
2022 hat man sich bei Wiley sogar so wohl eingerichtet, dass neben immer neuen OA-Verträgen die eigenen Lösungen auch anderen Verlagen als Dienstleistung angeboten werden: Im Herbst startet die international aktive US-Gruppe die neue Dienstleistungssparte „Partner Solutions“, um, gesteuert von Deutschland aus, andere beim Aufbau und der Organisation von Publikationsgeschäften, insbesondere mit Blick auf Open Access, zu unterstützen.
Während hierzulande die nationalen „Deal“-Verträge, die die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen mit Wiley und Springer Nature ausgehandelt hatte, bis Ende 2023 verlängert werden, setzt im Frühherbst die Biden-Regierung in den USA ein Zeichen pro Open Access: Staatlich finanzierte Forschungsergebnisse seien ab spätestens Ende 2025 „ohne Embargo oder Kosten öffentlich zugänglich zu machen“, heißt es in der Verwaltungsorder, die sowohl für Artikel als auch für Forschungsdaten gilt. Open-Access-Advokaten, die noch immer auf den weltweiten Durchbruch des Geschäftsmodells warten, erhoffen sich größere Fortschritte durch den Vorstoß im wichtigen US-Markt. Die USA gehören, gemessen an der Zahl veröffentlichter Artikel, zu den größten Wissenschaftsproduzenten weltweit und gelten zudem als der wichtigste Abnehmermarkt im STM-Bereich (Science, Technology, Medicine).
buchreport blickt auf das Jahr 2022 zurück. Alle Themen des Jahres finden Sie sukzessive hier im Überblick.
Frank Vrancken Peeters: Das Wissenschaftsrad am Laufen halten
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