Die digitalisierte Wissenschaftskommunikation stellt die bisherigen Geschäftsbeziehungen zwischen Autoren, Verlagen, Buchhandel und Bibliotheken in Frage. Katalysator für eine beschleunigte Veränderung ist das Projekt „Deal“, mit dem eine Allianz aus mehreren Hundert Hochschulen und Wissenschaftsorganisationen bundesweite Lizenzverträge anstrebt für das gesamte Portfolio elektronischer Zeitschriften großer Wissenschaftsverlage. Die nationale Einkaufsgemeinschaft will so die Preise drücken und Bibliotheksetats entlasten, das Angebot der Verlage mitstrukturieren und im Paket auch noch die politisch gewollte Open-Access-Komponente als Regel für ihre Wissenschaftler durchsetzen.
Nach einem halben Jahr Verhandlung mit dem Wissenschaftsriesen Elsevier gibt es noch keine Annäherung. Stattdessen kommt es zur Eskalation, dass in ca. 60 Wissenschaftseinrichtungen, die ihre individuellen Abos in Erwartung der Deal-Lösung vorsorglich gekündigt hatten, zum Jahresbeginn 2017 digitale Elsevier-Substanzen nicht mehr zur Verfügung stehen werden.
Druck auf die Buchbranche
Das „Deal“-Projekt strebt „eine signifikante Änderung gegenüber dem gegenwärtigen Status quo bei der Verhandlung, den Inhalten und der Preisgestaltung“ an und will eine Open-Access-Komponente implementieren. Kleinere Verlage fürchten deshalb, dass im Rahmen eines „Deal“-Pakets mit Elsevier, Wiley und Springer Nature auch Veröffentlichungsstrukturen festgeschrieben werden, bei denen sie außen vor bleiben.
Buchhandel und Fachinformationsdienstleister befürchten unterdessen, dass sie im Direktgeschäft Verlage/Wissenschaftsorganisationen gar keine wertschöpfende Rolle mehr spielen sollen.
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