Springer Nature und die Holtzbrinck Publishing Group (die 53% der Anteile von Springer Nature hält) haben vereinbart, dass der Stuttgarter Verlag J.B. Metzler (zu 100% ein Holtzbrinck-Verlag) ab sofort unter dem Dach von Springer Nature weitergeführt wird. Die Entscheidung zur Akquisition sei im Anschluss an die Neugründung der Verlagsgruppe Springer Nature erfolgt, die aus Teilen von Macmillan Science and Education und der Verlagsgruppe Springer Science+Business Media fusioniert ist. Der Standort des J.B. Metzler-Verlags soll in Stuttgart bleiben, ebenso bleibe die Verlagsmarke J.B. Metzler erhalten.
In den Geisteswissenschaften hat der Verlag renommierte Projekte im Programm: Im 1682 gegründeten J.B. Metzler-Verlag erscheinen Kindlers Literatur Lexikon und die Enzyklopädie zur Antike „Der Neue Pauly“, aber auch Autoren wie Friedrich Schiller oder Gotthold Ephraim Lessing wurden hier verlegt. Im Laufe seiner 333-jährigen Geschichte hat sich der Verlag zu einem der wichtigsten geisteswissenschaftlichen Fachverlage mit angesehenen Nachschlagewerken, Handbüchern und Lehrbüchern entwickelt.
Springer Nature hat neben seinem Schwerpunkt in den Naturwissenschaften, Technik und Medizin ein internationales geisteswissenschaftliches Programm mit Imprints wie Palgrave Macmillan sowie Springer. Mit dem bekannten Namen J.B. Metzler erhalte dieser Programmbereich nochmals eine starke Aufwertung, so Springer Nature in der Unternehmensmitteilung.
Niels Peter Thomas, Executive Vice President German Language Science Publishing bei Springer Nature, sieht neue verlegerische Gestaltungsmöglichkeiten: „Unsere Erfahrung mit dem parallelen Verlegen von gedruckten und elektronischen Büchern wird dem Traditionshaus zusätzliche Impulse geben können – trotzdem werden wir sicherstellen, dass die Identität und der Charakter der Metzler-Bücher nicht verloren gehen.“
Auch bei Holtzbrinck wird der Wechsel begrüßt. Für Christian Döttinger, COO Deutsche Buchverlage, bleibt J.B. Metzler ein „Aushängeschild“ der Holtzbrinck Publishing Group: „Wir freuen uns, mit dieser neuen Konstellation eine gute Lösung gefunden zu haben, die einerseits den kleinen, aber feinen Wissenschaftsverlag von der Erfahrung des Marktführers in Deutschland profitieren lässt, aber andererseits den Verbleib in unserer Verlagsgruppe sicherstellt.“
Beispiele, dass Verlagsfusionen irgendwas Gutes bringen, sind rar. M&A ist was für Manager, alle anderen (Publikum, Mitarbeiter, Produkte etc.) müssen leider leiden. Warum sollte es hier anders sein? (Kleiner Trost: Ist nicht nur bei Verlagen so.)
Damit wird das Ende eines Qualitätsverlages langsam aber sicher eingeleitet. Dem Buchliebhaber kann das nicht freuen. Ein schlechter Tag für unabhängige Güteverlage.