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»Wie würde Amazon eine Fußgängerzone planen?«

Wie es um die Zukunft der Innenstädte bestellt ist, beschäftigt Politiker, Stadtplaner und Händler schon seit Jahren. Im Zuge der Schließung etlicher Galeria Kaufhof-Filialen haben sich die Diskussionen darüber wieder intensiviert. Wolfgang Kirsch, ehemaliger Geschäftsführer von MediaMarktSaturn und Einzelhandelsexperte, widmet sich in einem Beitrag auf der Plattform LinkedIn dem Thema.

Darin wehrt er sich gegen das oft genannte Argument, der Online-Handel sei für den Niedergang der Innenstädte verantwortlich. Das Grundproblem liege vielmehr auf strategischer Ebene: Die Innenstädte in Deutschland seien ungeplant entstanden und so auch immer weiter gewachsen: „Wenn es etwas zu entscheiden gab, dann wurde das halt per Bauchgefühl entschieden. Mehr Parkplätze oder autofreie Innenstadt? Mehr Fahrradständer oder ein neuer Springbrunnen? Wenn ich nicht weiß, wo ich hin will, kann ich auch nicht entscheiden, wo ich langlaufen soll.“

Um dieses Problem zu lösen, müssen Kommunen anfangen, „ihre Fußgängerzonen so zu planen wie eine Plattform“, argumentiert Kirsch. Und sich frei nach Jeff Jarvis Buch „What would Google do?“ die Frage stellen: „Wie würde Amazon eine Fußgängerzone planen?“ Für Kirsch heißt das: Den Städtebau und die Stadtentwicklung von den Kundenbedürfnissen her zu denken – und Dinge, die „nerven“, zu ändern, etwa ein monotones Warenangebot oder Parkplatzmangel. „Kunden wollen in Innenstädten Zerstreuung, eine gute Zeit, Trends erleben, Freunde treffen usw. Menschen wollen dort auch einkaufen, aber eben nicht mehr alles. Produkte, die man nicht live gesehen haben will/muss, bei denen man es nicht eilig hat und/oder nicht das Erlebnis im Vordergrund steht, könnte ich im Grund auch von zuhause einkaufen.“

Wichtig sei es laut Kirsch letztlich auch, Veränderungen zu akzeptieren: „Viele Fußgängerzonen sind einfach überdimensioniert für die Kundenbedürfnisse, die sich dort am besten befriedigen lassen. Es gibt kein Naturgesetz, dass eine Fußgängerzone so groß sein muss wie sie vor 20 Jahren war. Es gibt aber eben auch kein Naturgesetz, dass Büros und Wohnen dort nichts zu suchen hat. Es gibt eine Menge Möglichkeiten, eine Innenstadt zu neuem Leben zu erwecken. Warenhäuser braucht man dazu nicht. Aber auch denen geht’s natürlich deutlich besser, wenn viele Kunden sich gerne in ihrem Umfeld aufhalten.“

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