Ja, auf jeden Fall. Der Faktor Zeit ist für unsere Zielgruppen ganz entscheidend. Durch die Kataloge der Versandbuchhändler erhalten sie eine Vorauswahl.
Das Ursachenbündel ist vielfältig, aber zwei Faktoren ragen heraus: Durch die Verschärfung des Datenschutzgesetzes hat sich der Zugang zu Neukunden erheblich verteuert. Bei Rhenania sind diese Kosten im zweistelligen Prozentbereich gestiegen. Der zweite Faktor für den Umsatzrückgang ist die Verlagerung von Umsätzen ins Netz.
Die Aufgaben, die unsere Mitglieder bewältigen müssen, sind groß und ein Verband kann sie nur begrenzt unterstützen. Durch unsere neue strategische Partnerschaft mit dem Bundesverband des Deutschen Versandhandels wollen wir künftig noch bessere Angebote machen und vor allem die Lobbyarbeit in Berlin verstärken. Dennoch wird sich die Mitgliederzahl vermutlich weiter konzentrieren. Ende der 1990er-Jahre erlebte der Versandbuchhandel durch das Internet einen Neugründungsboom. Heute sind Neugründungen die Ausnahme und etablierte Firmen stehen zum Verkauf.
Ist dieser Konzentrationsprozess auch ein Generationenproblem?
Nein. Wir haben viele engagierte junge Versandbuchhändler, denen es gelingt, mit innovativen Ideen neue Zielgruppen zu erschließen. Der Beruf des Versandbuchhändlers wird ganz sicher Zukunft haben.
Innovativ heißt heute in den allermeisten Fällen online. Ist die Trennung in klassischen Versandbuchhandel und Online-Buchhandel noch zeitgemäß?
Aus unserer Sicht schon. Es gibt einen Grenzbereich, der unscharf ist, aber die beiden Bereiche verfolgen ansonsten weiterhin unterschiedliche Geschäftsmodelle.
Halten Sie es für vorstellbar, dass Online-Buchhandlungen wie Amazon dem Vorbild anderer Branchen folgen und in Ergänzung zum Webshop gedruckte Kataloge verschicken?
Bei Amazon können wir nichts ausschließen, aber im Moment gibt es dafür keine Anzeichen. Der Marktführer konzentriert sich nach unseren Erkenntnissen sehr stark auf den Ausbau seiner Logistik. Letztendlich ist die Wiederentdeckung des gedruckten Katalogs, der im Distanzhandel aktuell zu beobachten ist, aber eine Bestätigung unseres traditionellen Geschäftsmodells.
aus: buchreport.magazin 7/2012 (hier zu bestellen)
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