Der Verband freier Lektoren hat jetzt einen Verhaltenskodex. Der 1. Vorsitzende des VFLL, Herwig Frenzel, zum Sinn eines solchen Dokuments.
Wozu ein Verhaltenskodex? Ist das Ansehen der freien Lektoren so schlecht, dass sie einen benötigen?
Nein. Ich würde eher sagen, dass das Ansehen relativ gut ist: Arno Metzler, bis vor Kurzem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Freien Berufe, hat uns mal als „die Anwälte der Sprache“ bezeichnet. Aber das freie Lektorat ist kein geschützter Beruf, und nach einer sehr langen verbandsinternen Diskussion haben wir für diesen Beruf eine Art Verfassung geschaffen, als Grundkonsens. Wir verpflichten uns als VFLL-Mitglieder zum Beispiel dazu, keine rassistischen Texte zu bearbeiten und Aufträge persönlich auszuführen.
Nein. Ich würde eher sagen, dass das Ansehen relativ gut ist: Arno Metzler, bis vor Kurzem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Freien Berufe, hat uns mal als „die Anwälte der Sprache“ bezeichnet. Aber das freie Lektorat ist kein geschützter Beruf, und nach einer sehr langen verbandsinternen Diskussion haben wir für diesen Beruf eine Art Verfassung geschaffen, als Grundkonsens. Wir verpflichten uns als VFLL-Mitglieder zum Beispiel dazu, keine rassistischen Texte zu bearbeiten und Aufträge persönlich auszuführen.
Aber das sind doch Selbstverständlichkeiten …
Ja, aber auch Selbstverständlichkeiten haben noch mal einen anderen Stellenwert, eine noch höhere Verbindlichkeit, wenn sie schwarz auf weiß stehen.
Ja, aber auch Selbstverständlichkeiten haben noch mal einen anderen Stellenwert, eine noch höhere Verbindlichkeit, wenn sie schwarz auf weiß stehen.
In unserer Mediengesellschaft müssen immer mehr Informationen in immer kürzerer Zeit veröffentlicht werden. Steigt dadurch die Fehlerquote in Büchern?
Dazu gibt es keine Untersuchungen, höchstens Mutmaßungen. Aber das höhere Tempo und die steigende Zahl der Publikationen dürfen auf keinen Fall dazu führen, dass man Lektorat und Korrektur außer Acht lässt. Klar: Wenn in einem 500-Seiten-Werk auf Seite 68 ein Kommafehler steht, geht davon die Buchkultur nicht unter. Wenn aber auf jeder Seite ein, zwei Fehler zu finden sind, dann hinterlässt das beim Leser einen sehr schlechten Eindruck.
Dazu gibt es keine Untersuchungen, höchstens Mutmaßungen. Aber das höhere Tempo und die steigende Zahl der Publikationen dürfen auf keinen Fall dazu führen, dass man Lektorat und Korrektur außer Acht lässt. Klar: Wenn in einem 500-Seiten-Werk auf Seite 68 ein Kommafehler steht, geht davon die Buchkultur nicht unter. Wenn aber auf jeder Seite ein, zwei Fehler zu finden sind, dann hinterlässt das beim Leser einen sehr schlechten Eindruck.
Welche Rolle spielt der Lektor bei der Vermeidung von Urheberrechtsverstößen?
Wir sind nicht die Plagiatspolizei, die Verantwortung liegt immer noch beim Urheber. Es wird aber von Verlagen immer häufiger mit in Auftrag gegeben, dass der Lektor den Text stichprobenartig auf Plagiate prüft, um so schon Verstöße zu vermeiden. Beim Plagiatsfall „Helene Hegemann“ wurde 2010 gefragt, warum der Lektor nicht einfach mal gegoogelt habe. Inzwischen ist Googeln für uns als freie Lektoren tatsächlich ein wichtiges Instrument geworden.
Selfpublishing boomt – für freie Lektoren eine Chance?
Ja, aber ich traue mich noch nicht, eine konkrete Prognose abzugeben. Prinzipiell sehe ich da gute Chancen für uns, weil die Selfpublisher keinen Zugriff auf Verlagslektoren haben und doch einen gewissen Qualitätsstandard gewährleisten müssen. Und wir als freie Lektoren können ein solches Betätigungsfeld gut gebrauchen, denn immer mehr Kollegen kehren angesichts der ökonomischen Bedingungen derzeit der Buchbranche den Rücken.
Die Fragen stellte Ingo Schiweck
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