Unbequem, lästig, gefährlich; Die Realität und Folgen des Klimawandels will man gern verdrängen. Aber der Blick auf die Straßenproteste und vielfältigen Aktionen zeigt, dass ein Umdenken ansteht und Gesellschaft und Wirtschaft längst mittendrin sind in einem ganz eigenen Wandel.
Quer durch die Buchbranche gibt es zahlreiche Initiativen und Ansätze, um Klima, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu bringen.
Das französische Branchenblatt livreshebdo.fr berichtet von einer gemeinsamen Erklärung von „Schlüsselakteuren“ aus der Buchwelt, die nun mit Blick auf die anstehende UN-Klimakonferenz veröffentlicht wurde. In der Erklärung wollen verschiedene internationale Verbände daran arbeiten, die Produktion und auch den Zugang zu Literatur, die den Klimawandel und Verhaltensänderungen erforscht, zu forcieren. Zum anderen sollen klimafreundliche Praktiken eingeführt werden, um die gesamte Lieferkette klimeverträglich zu gestalten.
Im Gegenzug fordern die Unterzeichner, „die Bedeutung von Büchern, Schreiben und Lesen für den Klimaschutz als Teil umfassender politischer Antworten anzuerkennen und zu berücksichtigen“. Die Verfasser der Stellungnahme wollen zudem an einer Reihe von Klimagesprächen teilnehmen, die von der International Publishers Association organisiert wurden. Die erste finde bereits auf der Frankfurter Buchmesse statt, heißt es.
Zu den Unterzeichnern gehören u.a. die International Union of Publishers (IPA / UIE), die Federation of European Publishers (FEP / FEE), die European and International Federation of Booksellers (EIBF), der International Board on Books for Young People (IBBY ), der International Federation of Library Associations and Associations (IFLA), der International Association of Scientific, Technical and Medical Publishers (STM), der Association of Learned and Professional Society Publishers (ALPSP) und die Green Book Alliance .
Writers4Future
Writers4Future, ein Zusammenschluss von rund 100 Autoren, Verlegern und Lektoren, hat sich in der aktuellen Diskussion um Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu Wort gemeldet und fordert eine drastische Reduzierung von Emissionen und Energieverbrauch.
Die Initiative fordert ein stärkeres Engagement der Verlage und Medienhäuser. „Die Buch-, Zeitungs- und Zeitschriftenbranche ist ein sehr energie- und CO2-intensiver Industriezweig. Bislang gibt es noch viel zu wenige Verlage und Medienhäuser, die wirklich nachhaltig produzieren. Noch viel zu selten wird auf ökologische Druckfarben gesetzt und Papier verwendet, das mit dem Blauen Engel zertifiziert ist bzw. ressourcenschonend aus Altpapier hergestellt wird. Noch seltener wird nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft produziert. Häufig wird jedoch auf zweifelhafte Öko- Standards zurückgegriffen, die nicht wirklich umweltschonend sind und immer noch einen erheblichen negativen Einfluss auf den Energie- und Wasserverbrauch haben – bei gleichzeitig viel zu hohen CO2-Werten“, heißt es in der Mitteilung von Writers4Future.
Auch immer kürzere Produktionszyklen sowie die Ausrichtung der Publikumsverlage auf stetes Wachstum schadeten eher der Qualität der Publikationen und der Umwelt, als dass sie tatsächliche Vorteile für die Lesenden bewirken.
Die bereits existierenden Maßnahmen verschiedener Unternehmen wie z.B. Libri und sein Klimaziel 2040 nehme die Initiative durchaus zur Kenntnis, aber sie gingen nicht weit genug. „Wir begrüßen ausdrücklich jede Maßnahme, die in Richtung einer klimaneutralen und umweltfreundlichen Produktion geht. Besser als Einzelmaßnahmen sind umfassendere Strategien. Libri etwa sieht Reduktion und Substitution von Emissionen durch Effizienz- und Produktivitätssteigerungen und Einbindung von erneuerbaren Energien wie die hauseigene Photovoltaikanlage sowie Kompensationsmaßnahmen vor“, so Sprecherin Anne Weiss gegenüber buchreport.
Kritisch sieht Writers4Future sogenannte Kompensationszahlungen. „Die Berechnung und der Ausgleich von Kompensationen ist nicht ausreichend. Kompensationszahlungen über Anbieter wie Climate Partner täuschen darüber hinweg, dass damit keine Emissionen vermieden werden.“
Mit Blick auf konkrete Maßnahmen nennt Writes4Future diese Punkte:
- Breites Bekenntnis der Verlage zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN
- Nutzung von Ökostrom und Recylingpapiere
- Verwenden mineralölfreier Farben
- Verzicht auf überflüssige Drucke
„Was wir wirklich brauchen, ist ein breites Bekenntnis in der deutschen Verlagslandschaft zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN – dem SDG Publishers Compact. Leider haben sich bisher nur wenige deutsche Verlage oder Verlagsgruppen zum SDG Publishers Compact bekannt“, so die Kritik von Weiss.
Die Writers for Future sind eine Initiative, die vom Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS) gegründet wurde. Sie wird aktuell von Sven j. Olsson vom VS und von Anne Weiss organisiert. Zu ihren Mitgliedern zählen rund 100 bekannte Autor:innen wie Isabel Abedi, Björn Kern, Annette Mierswa, Thore D. Hansen, Ulrike Gerold und Wolfram Hänel, Ursi Breidenbach, Katrin Bongard, Christine Drews und Kathryn Taylor. Darüber hinaus engagieren sich bei den Writers for Future auch Verleger:innen wie Britta Schmidt von Groeling, Sven Geitmann und Steffi Bieber-Geske, außerdem auch zahlreiche freie Textredakteur:innen sowie Verlagskolleg:innen aus Herstellung und Lektorat großer Publikumsverlage. Mit Statements unterstützt wurde die Initiative unter anderem durch Eckart von Hirschhausen, Sandra Lüpkes, Zoë Beck, Frank Schätzing, Petra Nadolny, Paul und Hansen Hoepner, Tanja Dückers, Dr. Bettina Hennig, Harriet Köhler, Wolf Harlander, Claudia Langer, Professor Dr. Maren Urner und Dr. Mark Benecke.
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