In diesem Jahr wird zum zweiten Mal ein einmonatiges Stipendium für literarische Recherche an der Forschungsbibliothek Gotha vergeben. Es ist mit 1.500 Euro dotiert. Die Jury hat sich für die in den USA lehrende Autorin Yulia Marfutova entschieden. Sie wurde 1988 in Moskau geboren, studierte Germanistik und Geschichte in Berlin und promovierte in Münster. Sie war Stipendiatin des Brecht-Hauses und der Jürgen-Ponto-Stiftung, der Meisterklasse der Berliner Festspiele und des Literarischen Colloquiums Berlin. Heute lebt sie in Boston. Ihr Debütroman „Der Himmel vor hundert Jahren“ stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2021. In diesem Jahr erhielt sie bereits den Debütpreis des Buddenbrookhauses Lübeck und darf den Friedrich-Hölderlin-Förderpreis der Stadt Bad Homburg in Empfang nehmen.
Für ihr aktuelles Romanprojekt möchte Yulia Marfutova an der Forschungsbibliothek vor allem mit den Beständen der Auswandererbriefsammlung arbeiten und sich von Korrespondenzen europäischer Auswanderer nach Nordamerika aus der Zeit um 1900 inspirieren lassen.
Das Recherchestipendium
Das Recherchestipendium wird in Kooperation von der Kulturstiftung des Freistaats Thüringen, des Freundeskreises der Forschungsbibliothek Gotha e.V., des Forschungszentrums Gotha sowie der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V. vergeben. Mit dem Recherchestipendium möchten die Kooperationspartner einmal im Jahr nationalen ebenso wie internationalen Autorinnen und Autoren die Möglichkeit geben, für ihre literarischen Projekte nach Gotha zu kommen und mit den Beständen der Forschungsbibliothek zu arbeiten. Die diesjährige Stipendiatin Yulia Marfutova hat ihren Aufenthalt für August 2022 geplant. Im Zusammenhang mit der Vergabe ist auch eine öffentliche Lesung vorgesehen.
Die Forschungsbibliothek Gotha
Die Forschungsbibliothek Gotha auf Schloss Friedenstein ist eine der bedeutendsten historischen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum. Sie bildet mit den musealen Sammlungen, dem Geheimen Archiv, dem Herzoglichen Museum und den ehemaligen herzoglichen Gemächern sowie der Parklandschaft ein einzigartiges Sammlungs-, Bau- und Gartenensemble von europäischem Rang. Der Kern ihrer bis etwa 1850 universal ausgerichteten Bestände ist die hervorragende Sammlung von Handschriften, Autographen und Nachlässen zur Kulturgeschichte des Protestantismus in der Frühen Neuzeit. Die Sammlung von orientalischen Handschriften zählt zu den größten ihrer Art in Deutschland. Die Sammlung Perthes umfasst einzigartiges Quellenmaterial zur Entwicklung der Kartographie und der Geografie im 19. und 20. Jahrhundert. Die Bibliothek bewahrt daneben eine bedeutende Briefsammlung deutscher Auswanderer nach Amerika aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert.
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