Die Einkaufsmöglichkeiten variieren je nach Bundesland oder auch regionaler Infektions-Inzidenz. Neue Regelungen und Einschränkungen stehen in der nächsten Runde von Bundesregierung und Ministerpräsidenten mit einer neuen Lockdown-Agenda absehbar bevor. Zuletzt war das Privileg, dass Buchhandlungen als „Einzelhandel des täglichen Bedarfs“ offen halten können, in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern wieder gekippt worden. In den drei größten Bundesländern, die zusammen die Hälfte der Bevölkerung stellen, gelten jetzt wieder die Regeln des übrigen Nonfood-Einzelhandels.
In einer aktuellen buchreport-Umfrage im (überwiegend unabhängigen) Buchhandel bietet knapp die Hälfte Shopping mit Terminvergabe („Click & Meet“) an. Die Anbahnung erfolgt überwiegend per Telefon oder durch Erhebung der Kontaktdaten vor Ort, aber auch mit Check-in-Apps wie der auch im übrigen Einzelhandel eingesetzten „Luca“-App. Eine Reihe von Buchhändlern bietet auch Anmeldeformulare auf der Website oder eine Online-Terminbuchungssoftware an.
Buchhandelsumfrage
buchreport hat Ende März eine Umfrage durchgeführt, an der sich auf E-Mail-Aufforderung online mehr als 550 Buchhandlungen, überwiegend kleinere und mittlere Standortbuchhandlungen, beteiligt haben.
Ein Teil der Umfrageergebnisse wurde bereits veröffentlicht im buchreport.express 13/2021 und hier.
Unklare und wechselnde Regeln verunsichern Kunden
Was ist die größte Herausforderung bei Neuregelungen und den Umstellungen im Spektrum zwischen „geöffnet mit Abstandsregeln“ über „Click & Meet“ bis „Click & Collect“?
Während bei den internen Umstellungen von Abläufen und Personalplanung sowie der Organisation von Hygienevorkehrungen und Einlassregelungen mittlerweile eine gewisse Routine herrscht, gelten 3 Punkte als besonders aufwendig:
- Die Recherche der jeweiligen Regeln
- Der an die wechselnden Einkaufssituationen anzupassende Wareneinkauf
- Vor allem aber, die Kunden über den jeweils aktuellen Einkaufs-Status zu informieren.
Durch „die verschiedenen Ausbaustufen der Corona-Verordnungen kann kein Mensch mehr abschätzen, welche Läden wo und wie öffnen dürfen“, heißt es in einem Kommentar. Oder zugespitzt: „Zu, auf, vielleicht: die Ungewissheit speziell für die Kunden nervt.“ Eine ganze Reihe von Buchhändlern fürchtet, durch die Verunsicherung Kunden zu verlieren.
Statements: Müde, kirre Kunden
Kommentare aus der Buchhandelsumfrage:
- Uns fehlt halt jegliche Planungssicherheit, mal darf der Laden offen sein, dann muss er wieder schließen, dann gilt Click & Meet, dann nur Click & Collect. Das macht auch die Kunden kirre, weil sie nicht wissen, woran sie sind. Deshalb unterstützen die politischen Entscheidungen nur noch mehr die Stärkung des Online-Handels, aber dabei halt vor allem Amazon …
- Die Kunden sind müde, kaufen einfach online und gut. Weiß ja keiner mehr, wer wann wie auf hat. Toll wäre eine einfache Quadratmeter-Regelung.
- Durch die ständigen Änderungen der Corona-Bestimmungen haben wir festgestellt, dass gerade unsere älteren Kunden Schwierigkeiten haben, die geforderten Maßnahmen richtig umzusetzen. Leider kommt es sehr häufig vor, dass Kunden ohne Vorbestellungen kommen und verwundert sind, dass der Laden geschlossen ist.
- Bei den Familien ist die Laune im Keller, was sich aber kaum auf ihren Buchumsatz auswirkt. Da auch die Laune der Kinder im Keller ist und Bücher einen Teil der Lösung bedeutet.
- Nach Öffnung wieder stellenweise „Stöberlust“, aber eingeschränkt durch Auflagen (Maske, Personenanzahl etc.). Aktuell große Unsicherheit, grade weil die Vorgaben ständig wechseln!
- Es mangelt nicht an der Kauflaune, sondern an der Gelegenheit. Durch die permanenten Änderungen sind die Kunden sehr verunsichert. Und die ständigen Berichte über die Aggressivität der Mutationen tun ihr übriges, um Menschen von den Innenstädte fernzuhalten. Warum sollte ich in die Stadt gehen, wenn ich nicht weiß, ob und welche Geschäfte geöffnet sind. Amazon bringt mir alles am nächsten Tag…
- Die Kunden haben Nachholbedarf! Kann sich aber auch schnell wieder ändern.Lockdown des anderen Einzelhandels… und schon fehlen auch uns Käufer.Käufer „planen“ ihre Einkäufe – sind nicht mehr so spontan.
- Die Kundschaft ist genervt von der Politik, ist in Kauflaune und möchte sich über die Lage unterhalten.
- Da wir in einer Kleinstadt sind, bemerken wir wenig Kundenrückgang. Aber je länger es dauert, desto weniger Lust haben die Kunden, sich auf immer neue Richtlinien einzustellen.
- Da hier die Notbremse gezogen wurde, müssten wir negative Coronatests überprüfen. Dazu müsste man auch den Personalausweis der Kunden überprüfen und das machen wir nicht. Zumindest nicht, wenn wir nicht durch einen noch viel längeren Zeitraum und die wirtschaftlichen und imagetechnischen Einschränkungen dazu gezwungen werden.
- Click & Meet bieten wir außerhalb der Öffnungszeiten an, wird aber kaum genutzt. Durchschnittsbon sehr niedrig, lohnt sich eigentlich nicht. Die Kunden möchten im Wesentlichen reden, aber kaufen leider nicht sehr viel. Daher vereinbaren wir ausschließlich Termine mit Stammkunden.
- Wir lieben Luca, kein lästiger Papierkram und eine hohe Nutzung durch unsere Kunden.
Kommentar hinterlassen zu "»Zu, auf, vielleicht: Es nervt!« – Wie Buchhandlungen mit den Corona-Regeln umgehen"