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Zu viele Kunstbücher auf Grabbeltischen

Der Kunstbuchmarkt hat schon bessere Zeiten erlebt. Museen überlassen das Risiko der Auftragsproduktionen allein den Verlagen, Kunstbücher werden oft nur im Modernen Antiquariat wahrgenommen. Ursachen und Perspektiven des Marktes erläutert Bettina Preiß, Verlegerin und Sprecherin des Arbeitskreises Bild und Kunstbuchverlage im Börsenverein, im Gespräch mit buchreport.de.

Ist die Pleite von Hatje Cantz Symptom für eine Krise im Kunstbuchmarkt?

Die Insolvenz von Hatje Cantz ist durch die Insolvenz der J. Fink Holding ausgelöst und hat, wie man aus Pressemitteilungen entnehmen kann, ihre Ursache in den zur J. Fink-Holding zählenden Rollenoffset-Druckereien. Aus diesem Zusammenhang kann man keine Krise im Kunstbuchmarkt schließen.

… dafür aus anderen Zusammenhängen?

Natürlich verschärft sich der Markt. Es werden jede Menge Kunstbücher produziert, es scheint nahezu alles zu geben. Diese Überproduktion an Büchern sehen wir aber in jedem Genre, seien es Romane, Kochbücher oder eben Kunstbücher.

Schaufeln sich die Kunstbuchverlage mit Auftragsproduktionen für Museen nicht ihr eigenes Grab?

Die Konditionen für die Katalogherstellung haben sich zweifelsohne in den letzten Jahren verschärft. Die Museen stehen unter finanziellem Druck, in Deutschland ist die Staatsquote bei der Finanzierung von kulturellen Einrichtungen weit höher als in anderen Ländern, wie Großbritannien oder den USA. An kulturellen Mitteln wird bei einer Staatsfinanzkrise (und das war letztlich die Finanzkrise der letzten zwei Jahre ) schnell gespart, die Museumsdirektoren geraten ebenso wie die Theater- und Opernintendanten unter Rechtfertigungsdruck.

Das heißt, die Ausstellungen sollen populärer werden, sie sollen mehr Publikum anlocken, sie geraten zum Event und dafür ist ein Marketingaufwand notwendig, der auch auf Kosten der Katalogfinanzierung gehen kann. Dort sehen die Museen eine Stellschraube zur Kostenreduzierung, die dann die Herstellung eines Kataloges zum finanziellen Risiko des Verlages macht, der aber den Inhalt, die Auflagenhöhe, den Ladenpreis und auch die Ausstattung nicht frei bestimmen und dem Buchmarkt  anpassen kann.

Die Botticelli Ausstellung im Städel in Frankfurt war durch den immensen Marketing Aufwand des Museums auch für den Verlag des Kataloges  ein Erfolg, der Katalog hat sich bestens verkauft. Dem gegenüber stehen aber viele Ausstellungen, die weniger Besucher und weniger verkaufte Kataloge haben. Der Botticelli Katalog wurde übrigens von Hatje Cantz gemacht.

Viele Verleger und Buchhändler verzichten auf das Risikogeschäft mit Kunstbüchern. Inwiefern haben hochwertige Kunstbücher noch eine Chance?

Risikogeschäft für Buchhändler? Ein hochwertiges Buch, das haptisch auf den Kunden wirkt, das ihn durch direkte Anschauung zum Kauf verführt, ist ideal für den stationären Buchhandel, der bei den heutigen Konditionen mit Rückgaberecht, langfristigen Zahlungszielen etc. das Risiko wirklich begrenzen kann.

Der Preis? Ein teures Kunstbuch von, sagen wir 78,00 Euro, einmal verkauft bei 40 % Rabatt, gibt ein hübsches Sümmchen. Da müssen Sie schon einige Non-Book-Artikel oder Taschenbuchkrimis an den Kunden bringen, um gleichzuziehen.

Von Risikogeschäft beim Kunstbuch könnte allenfalls der Internetbuchhandel sprechen, da Kunstbücher durch direktes Anfassen und Anschauen überzeugen. Von Amazon kommen in der Richtung meines Wissens aber keine Klagen.

Woher rührt dann die Scheu der Sortimenter vor Kunstbüchern?

Das ist eine gute Frage, die wir uns auch stellen. Der Arbeitskreis Kunst- und Bildbuchverlage im Börsenverein will dem abhelfen und arbeitet gerade an einer Imagekampagne für das Kunstbuch im Sortiment. Wir möchten den Buchhändlern Berührungsängste nehmen, indem wir ihnen exemplarische Wannen mit Kunstbüchern anbieten und mit einem Newsletter über aktuelle Ausstellungen informieren.

Viele junge Medienhändler kennen Kunstbücher eigentlich nur als Modernes Antiquariat aus der Ausbildung. Deshalb möchten wir das Kunstbuch auch in der Ausbildung der Sortimenter wieder ins Blickfeld rücken.

Demnach findet der Verkauf von Kunstbüchern nur noch auf Grabbeltischen statt?

Der Verkauf von Kunstbüchern findet – wie bei allen anderen Büchern – zunehmend in unterschiedlichen Vertriebskanälen statt, in stationären Buchhandlungen, im Internetbuchhandel, in Museen, Ausstellungen etc. und eben auf „Grabbeltischen“ – dort finden sich in der Tat sehr viele Kunstbücher, in meinen Augen zu viele.

… letzte Chance: Direktvertrieb?

Der Direktvertrieb ist eine von vielen Vertriebsmöglichkeiten, die ein wacher Verlag auslotet und nutzt.

Kunstbücher leben von einer hochwertigen Aufmachung und Haptik. Lohnt sich die digitale Aufbereitung der Bücher als E-Books?

Es gibt auch bei den Kunstbüchern im weiteren Sinn, zum Beispiel den Kunstführern oder kunstwissenschaftlichen Titeln, durchaus Möglichkeiten für das E-Book.

Die Fragen stellte Lucy Kivelip.

Kommentare

1 Kommentar zu "Zu viele Kunstbücher auf Grabbeltischen"

  1. Guten Tag,
    ich als Buchhändlerin in diesem Segment des Buchhandels finde dieses Interview schrecklich. Hätten Sie nicht eine niveauvollere Fragestellerin finden können ? Pleite, sich ihr Grab schaufeln etc. das ist wirklich nicht der Sache angemessen. Speziell der Hatje Cantz Verlag mit seiner grossartigen Chefin Frau Kulenkampff hat sehr gute innovative und verlässliche Arbeit geleistet. Und es gibt auch – besonders kleinere und inhabergeführte Buchhandlungen die sehr wohl das Kunstsegment in seiner Vielfalt zeigen und verkaufen.
    Bitte so nicht mehr !

    Mit freundlichen Grüssen
    Claudia Knopf

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