Die Wogen um das Streitthema E-Book-Ausleihe in den USA sind vorerst geglättet: Mit Hachette ist jetzt auch der letzte der sechs größten US-Verlage einen Schritt auf die Bibliotheken zugegangen. Der US-Verlag bietet seinen vollständigen E-Book-Katalog zum Verleih an. Doch es ist ein Angebot auf Probe.
- Hachette: Die E-Books von Hachette werden zeitgleich mit der Printausgabe veröffentlicht und für den Verleih freigegeben. Die Bibliothek zahlt für die digitale Lizenz den dreifachen Preis der Printausgabe; dieser orientiert sich an der teuersten Printausgabe (beispielsweise der Hardcover-Edition). Ist das E-Book vor über einem Jahr erschienen, halbiert sich der Preis. Die Bibliothek darf das E-Book unbegrenzt im Bestand haben – mit einer Einschränkung, die aus der analogen Welt übernommen wurde und für alle Verlage gilt: Ist das E-Book entliehen, darf es kein zweiter Nutzer ausleihen. Hachette will jährlich überprüfen, welche Auswirkungen und Konsequenzen der Verleih hat und behält sich weitere Änderungen vor.
- Penguin: Die Pearson-Tochter hat im März bekannt gegeben, dass sie E-Books für den Verleih in Bibliotheken bereitstellen will. Zunächst hat der Verlag nur ausgewählte Titel angeboten, inzwischen bietet er aber seinen vollständigen E-Book-Katalog an. Die Lizenzen sind auf ein Jahr begrenzt.
- Random House: Die designierte Penguin-Schwester Random House stellt Bibliotheken sämtliche digitalen Titel zur Verfügung, fordert allerdings (wie Hachette) teilweise den dreifachen Verkaufspreis von den Bibliotheken.
- HarperCollins stellt all seine digitalen Titel für den Verleih zur Verfügung, wird ein E-Book aber öfter als 26 Mal verliehen, muss die Bibliothek eine neue Lizenz erwerben.
- Simon & Schuster: Simon & Schuster bietet zurzeit nur New Yorker Bibliotheken seine E-Books an, um die Auswirkungen auf den Markt zu testen. Die Lizenzen gelten nur für ein Jahr, die Preise hat der Verlag noch nicht bekannt gegeben. Das Besondere: Während der Testphase können die Bibliotheken auch E-Books von Simon & Schuster über ihre Online-Portale verkaufen – so dass ein Nutzer, der nicht warten will, bis ein „entliehenes“ E-Book verfügbar ist, dieses direkt erwerben kann. Die Bibliothek erhält für jedes verkaufte E-Books eine Provision.
- Macmillan: Auch Macmillan ist noch in der Testphase und bietet zwei Jahre lang 1200 ältere E-Books von Minotour Books für den Verleih in Bibliotheken an und somit ausschließlich E-Books der Genres Mystery und Krimi. Die Bibliotheken können die Titel 52 Mal verleihen, bevor sie eine neue Lizenz erwerben müssen.
Deutsche Bibliotheksvertreter fordern Reform des Urheberrechts
Hintergrund: Nach aktueller Rechtslage können die Verlage den Bibliotheken den E-Book-Verleih verweigern, weil E-Books (anders als gedruckte Bücher) nicht ohne direkte Genehmigung des Rechteinhabers verliehen werden dürfen. Im Interview mit buchreport (nachzulesen im buchreport.magazin 5/2013) betonte der neue DBV-Vorsitzende Frank Simon-Ritz noch einmal, dass das Thema immer drängender werde und er sich „mit aller Kraft“ dafür einsetzen werde, dass E-Books in Bibliotheken verfügbar sind.
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