Der Warenhaus-Markt bleibt in Bewegung: Im heute erschienenen „Spiegel“ räumt Thomas Middelhoff Fehler als Chef der Karstadt-Mutter Arcandor ein. In der vergangenen Woche hat die Installation des Finanzexperten Karl-Gerhard Eick als Middelhoffs Nachfolger Spekulationen über eine besondere Mission des neuen Mannes genährt. Er könnte den Knoten durchschlagen und in einem erneuten Anlauf die Zusammenführung der Arcandor-Warenhausgruppe Karstadt mit Kaufhof über die Bühne bringen. Eick werden immer noch gute Verbindungen zu Haniel nachgesagt, dort war Eick in den 1990er-Jahren Finanzvorstand; Haniel wiederum ist Großaktionär bei der Kaufhof-Mutter Metro.
Das Warenhausgeschäft ist seit Jahren in der Krise. Im Zusammenschluss der beiden Ketten mit 113 (Kaufhof Galeria) und 90 (Karstadt) Warenhäusern ließen sich nicht nur Synergien nutzen, sondern der Deal würde auch den City-Einzelhandel erheblich verändern, weil damit auch viele Standorte zur Disposition stünden.
Im Buchsegment haben die beiden Unternehmen zuletzt unterschiedliche Strategien verfolgt: Kaufhof führt die Buchabteilungen in Eigenregie, Karstadt hat im Sommer nach Einschränkungen durch das Bundeskartellamt rund 40 Buchflächen für Shop-in-Shop-Lösungen an die DBH gegeben. Die rüstet die Buchabteilungen um, in der Regel in Weltbild-Shops, einige wenige größere in Berlin und Dortmund unter der Hugendubel-Marke (buchreport berichtete); die Hälfte der Standorte ist bereits im neuen Look, im Weihnachtsgeschäft wurde der Umbau ausgesetzt.
»Kein Kahlschlag bei Hertie«
Offen ist auch der Fortgang bei den Hertie-Warenhäusern (ehemals Karstadt kompakt), die unter vorläufiger Insolvenzverwaltung stehen. Bis Mitte Januar soll sich klären, welcher Investor zum Zuge kommt und unter welcher Zielsetzung: Es gibt Interessen für die Immobilien, fürs operative Geschäft und auch für einzelne Standorte. Zu einem Kahlschlag wie bei den ebenfalls in diesem Jahr per Insolvenz sanierten Textilkaufhäusern SinnLeffers und Wehmeyer soll es laut Insolvenzverwalter Biner Bähr jedenfalls nicht kommen.
Wie bei der früheren Mutter Karstadt setzt auch Hertie auf Flächenbewirtschaftung durch Dritte und hat derartige Depot- und Konzessionsgeschäfte zuletzt weiter vorangetrieben. In den Buchabteilungen hatte es 2007 ebenfalls einen ersten Schritt in diese Richtung gegeben, als die Bestückung auf die Lieferanten KNV und durch Reisemarktführer MairDumont konzentriert wurde.
Kommentar hinterlassen zu "Zusammenschluss-Fantasie"