Die CD machts nicht mehr lange. Das ist immer wieder zu hören und zu lesen. Vor zwei Jahren etwa schrieb das Musikmagazin „Side-Line“, 2012 werde die Musikindustrie den Abschied von den Silberlingen einläuten. Aha.
Doch auch wenn sich solche Todesmeldungen als verfrüht erweisen, ist der Trend unbestritten: Das haptische Trägermedium CD verliert an Bedeutung, als zukunftsträchtiges Verfahren gilt das Herunterladen von Audio-Dateien aus dem Internet.
Verlage, die Wirtschaftshörbücher anbieten, haben sich auf den absehbaren Wandel eingestellt, denn angesichts ihrer überwiegend männlichen, tendenziell technikaffinen Zielgruppe könnte die Verschiebung in diesem Segment schneller vonstatten gehen als bei Musik und populären Hörbüchern.
So bieten etwa die Wirtschaftsspezialisten Campus und Gabal ihre Audio-Books längst sowohl als CD als auch im Download-Format an. „Unsere Zielgruppe ist extrem effizienzorientiert und in der digitalen Welt zu Hause“, begründet Campus-Vertriebsleiter Silvio Mohr-Schaaff: Die wichtigste Frage für den typischen Wirtschaftshörbuchkäufer sei, welches Format er am besten nutzen kann. Den Ausschlag gibt dann oft gerade für Käufer, die viel unterwegs sind, dass der MP3-Player kleiner und leichter ist als ein CD-Abspielgerät: „Der Vorteil ist die größere Mobilität“, meint Gabal-Verlegerin Ursula Rosengart, die mit über 20 Jahren Hörbuch-Erfahrung zu den Pionieren auf diesem Gebiet zählt. Als Vertriebskanäle nutzen die Verlage alle gängigen Download-Portale. Wichtigster Vertriebspartner ist die Amazon-Tochter Audible, erklären Mohr-Schaff und Rosengart übereinstimmend.
Ungenutztes Potenzial auf CD
Einigkeit herrscht aber auch in einem anderen Punkt: An das baldige Verschwinden der CD glaubt weder die Gabal-Frau noch der Campus-Mann. „Im Gegensatz zur Musik gibt es hier viel mehr Kunden, die beides wollen, je nachdem, wann und wo sie hören wollen“, erläutert Rosengart. Außerdem würden die Wirtschaftstitel im Gegensatz zu Musik und klassischem Hörbuch in der Regel über einen viel längeren Zeitraum immer wieder genutzt. Für eine private Hörbibliothek, auf die der Hörer immer wieder zugreifen will, sei die CD schlicht das bessere Medium.
Schon heute sei zu beobachten, dass Titel, die als Geschenk taugen, „eher als klassische CD laufen“, meint Mohr-Schaaff. Daran knüpft seine Prognose über die Zukunft der Silberlinge an: „Langfristig wird sich die CD sicher nur als Geschenkartikel halten.“
Gegenwärtig jedenfalls biete das Wirtschaftshörbuch auf dem haptischen Datenträger für den Buchhandel derzeit noch ein Umsatzpotenzial, das viel zu selten abgerufen werde. Campus habe seinen Audio-Titeln u.a. mit Blick auf den stationären Handel eigens eine attraktivere Optik spendiert, berichtet Mohr-Schaaff. Wichtig sei, die Wirtschaftshörbücher auch im Umfeld der Wirtschaftsbücher zu präsentieren, betont Rosengart. „Dann sind gute Umsätze möglich.“
Von David Wengenroth
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