Frankreich: Ex-Bertelsmann-Buchkette Chapitre ist insolvent
Zweitgrößter Filialist ist pleite
Eine bittere Nachricht für die rund 1000 Mitarbeiter der zweitgrößten Buchkette in Frankreich: Die frühere Bertelsmann-Tochter Chapitre, mit einem Umsatz von 153 Mio Euro 2012 fast so groß wie die Mayersche hierzulande (2012: 170 Mio Euro, Platz 4 im buchreport-Ranking der größten Buchhandlungen), ist insolvent. Der Versuch, die 53 Filialen zu verkaufen, ist gescheitert.
Nach Angaben des Unternehmens soll der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 2. Dezember gestellt werden.
Der Gang zum Insolvenzgericht hatte sich schon vor Monaten angekündigt: Seit 2009 sollen Verluste zwischen 15 und 20 Mio Euro aufgelaufen sein. Das Filialnetz war im laufenden Jahr kräftig ausgedünnt worden, bevor der Eigentümer Najafi im Oktober 2013 ankündigte, die 57 verbleibenden Buchhandlungen verkaufen zu wollen – Filialen, die nicht bis zum Sommer 2014 einen neuen Eigentümer gefunden haben, so die Ansage, würden geschlossen. Die Angebote sollten bis zum 2. Dezember eingereicht werden – bis zu dem Tag, an dem jetzt die Zahlungsunfähigkeit vor Gericht angemeldet werden soll.
Dass der Buchkette vorzeitig das Geld ausgegangen ist, dürfte auch mit dem Lieferstopp einiger Verlage zu erklären sein. Anfang November 2013 beklagte Chapitre, dass Bücher bereits seit Mai 2013 nur schleppend angeliefert worden seien, zuletzt hätten Verlage wie Hachette Livre die Belieferung gänzlich eingestellt.
Hieß es vor Wochen noch, es gebe für 51 Filialen Kaufinteressenten, lautet die aktuelle Bilanz: In den vergangenen zwei Monaten wurden gerade einmal vier Filialen verkauft.
In Kürze übernimmt ein Insolvenzverwalter die Regie bei Chapitre.
Rückblickend war es Najafi wohl kein guter Schachzug, Mitte 2011 das französische Geschäft der Bertelsmann Direct Group übernommen zu haben. Neben Chapitre (stationärer Buchhandel und Online-Shop, Nummer zwei nach der Fnac) beteiligte sich der US-Finanzinvestor mehrheitlich am Medienclub France Loisirs und dem Buch-Logistikdienstleister Loglibris (49%-Beteiligung).
Warum sich Bertelsmann seinerzeit von der Direct Group Frankreich getrennt hat, ist hier zu lesen
Wenn Sie die SPIEGEL-Bestesellerlisten z.B. in Ihren Geschäftsräumen präsentieren wollen oder online in Ihren Web-Auftritt integrieren möchten, hat buchreport weitere Angebote für Sie.
Kommentar hinterlassen zu "Zweitgrößter Filialist ist pleite"