In einem Jahr, in dem Rück- und Umbau angesagt sind, sind Glanzlichter Mangelware. Die Erfahrung machten Thalia in Deutschland und die Fnac unter der Regie von Alexandre Bompard (Foto) in Frankreich. Die Parallelen zwischen beiden Filialisten sind zahlreich, wie die Halbjahreszahlen des französischen Unternehmens zeigen.
Fnac-Halbjahresbilanz zeigt ähnliche Probleme wie bei Thalia
Zwillinge im Geiste der Krise
Sorgenkinder und Überflieger: Während bei Douglas insbesondere die Parfümerien und Christ-Juweliergeschäfte die Schwäche der Buch-Sparte dämpfen, ist es beim Mischkonzern Pinault-Printemps Redoute (PPR) die „Luxury Division“ mit Luxuslabels wie Gucci, Bottega Veneta und Yves Saint Laurent, deren massives Wachstum (plus 30,7% auf 2,9 Mrd Euro im 1. Halbjahr 2012) für gute Laune im Unternehmen sorgt; der Konzernumsatz stieg gegenüber dem 1. Halbjahr 2011 um 16,7% auf 6,4 Mrd Euro.
Demgegenüber sank der Umsatz in den 152 Filialen des Multimediafilialisten Fnac um 1,1% auf 1,77 Mrd Euro. Das operative Ergebnis war im ersten Halbjahr mit –7,5 Mio Euro negativ (Vorjahreszeitraum: +6,7 Mio Euro). Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen brach um 37% auf 23,9 Mio Euro ein. Die Fnac-Sparte trägt nur noch 28% zu den Konzernerlösen bei, vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 33%.
Zum Vergleich: Bei Thalia sanken die Umsätze im zuletzt abgeschlossenen Halbjahr um 1,2% auf 575 Mio Euro, während der gesamte Einzelhandelskonzern den Umsatz um 2,0% auf knapp 2,17 Mrd Euro steigerte – Douglas ist im Vergleich zu PPR weniger auf krisenfeste Luxusartikel getrimmt.
Sortimentsumbau: Bei der Fnac versuchen die Firmen-Strategen analog zu Thalia, mit neuen Sortimenten die Wende im stationären Geschäft zu schaffen. Im ersten Halbjahr hätten die neuen Büromaterial- und Spiele-Sortimente sowie das gemeinsame E-Reader-Geschäft mit Kobo dafür gesorgt, dass der Rückgang in der „Bücher und PBS“-Sparte nur bei 0,6% lag.
Auch bei Thalia stehen aktuell Spiele hoch im Kurs, wie aktuell die Allianz mit Toys ‚R Us zeigt.
Doch gegenüber den Hagenern geht die Fnac beim Sortimentsumbau noch weiter. Selbst Küchengeräte sollen künftig zum Kernsortiment gehören.
Rückbau: Auch die sonstigen Sanierungsmaßnahmen ähneln sich bei Thalia und der Fnac. Die Hagener bauen derzeit parallel zur Neuausrichtung der Sortimente ihre Flächen massiv zurück, im Frühjahr wurden 15 Filialen zur Disposition gestellt, mit teilweise personellen Auswirkungen (Stellenabbau). Weitere Einsparungen sollen durch Auflösung dezentraler Läger und Verwaltungen in Deutschland erzielt werden.
Das französische Medienkaufhaus will insgesamt 500 Stellen abbauen, mit zusätzlichen Kürzungen der Mieten will Konzernchef Alexandre Bompard 80 Mio Euro in diesem Jahr einsparen. Aktuell beschäftigt die Fnac rund 13.600 Mitarbeiter (Vorjahr: 13.708).
Analog zueinander sehen beide Filialisten ihre Zukunft eher auf kleineren Flächen (rund 500 qm) und auch jenseits der Einkaufsstraßen: Sowohl die Fnac als auch Thalia steigen in den Einzelhandel in Bahnhöfen und Flughäfen ein.
Online: Dies- und jenseits der Grenze gehört der E-Commerce zu den Hoffnungsträgern im Konzern: Bei der Fnac stiegen die Erlöse im ersten Halbjahr um 15% auf 209 Mio Euro; die Onlineschiene spielte rund 13% des Umsatzes ein.
Auf deutscher Seite büßte der Thalia-Onlinehandel (thalia.de, buch.de) zuletzt sogar Umsatz ein; die Interneterlöse tragen (fast analog zur Fnac) 14% des Umsatzes bei (im letzten Halbjahr etwa 80 Mio Euro).
Verglichen mit Frankreich leiden die Versandkanäle von Thalia unter der starken Konkurrenz durch Amazon. Frankreich gehört zu den wenigen Ländern, in denen sich Amazon nach Einschätzung von Marktforschern mit dem eigenen E-Book-Angebot noch nicht an die Spitze des Marktes – also an der Fnac vorbei – setzen konnte.
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