Die Kontakte zwischen deutschen und US-amerikanischen Verlagen könnten vielfach enger sein, zumal sich die Veröffentlichungen von Übersetzungen in den USA grundsätzlich in Grenzen hält.
Beiderseitiges Interesse ist nichtsdestotrotz vorhanden. Kürzlich hat eine Gruppe US-amerikanischer, kanadischer, britischer und neuseeländischer Verlagsabgesandter aus dem Kinderbuchbereich deutsche Kollegen und Buchhandlungen besucht, um sich einen Eindruck von der hiesigen Marktlage zu verschaffen.
Mit dabei waren:
- Traci Todd, Executive Editor, Abrams Books, USA
- Hilary van Dusen, Executive Editor, Candlewick Press, USA
- Rachel Lawson, Associate Publisher, Gecko Press, Neuseeland
- Greg Hunt, Senior Editor, Lerner Publishing Group, USA
- Paula Ayer, Associate Manager, Annick Press, Kanada
- Julie Bliven, Editor, Charlesbridge Publishing, USA
- Anthony Hinton, Editor, David Fickling Books, Großbritannien
- Kristin Zelazko, Editor, Albert Whitman & Compan, USA
Riky Stock, Leiterin des German Book Office (GBO) in New York, hat ein paar Eindrücke der acht Teilnehmer zusammengefasst, unter anderem:
- Das Geschäft mit Schulen und Büchereien ist für die deutschen Kinderbuchverlage nicht annähernd so wichtig wie für US-Verlage.
- Deutsche Eltern sehen Bücher als Premiumartikel an und sind bei Kinderbüchern nicht so preissensibel. Die Verlage haben hierzulande aufgrund der hohen Zahlungsbereitschaft mehr Möglichkeiten, Bücher optisch und haptisch aufzuwerten. Während Bücher in den USA in erster Linie als Produkte angesehen werden, wird das Büchermachen in Deutschland eher als Kunsthandwerk wertgeschätzt.
- Buchhändler sind derart gut ausgebildet, dass sie tatsächlich als Gatekeeper fungieren. Ihr Geschmack beeinflusst maßgeblich, was Verlage akquirieren oder entwickeln.
- Sowohl die Verlage als auch die Sortimenter unterstützen Autoren bei ihren Lesereisen. Für amerikanische Autoren sind solche Touren deutlich riskanter als für die deutschen, die teilweise sogar einen hohen Anteil ihres Einkommens über Veranstaltungen erwirtschaften.
- Die Anzahl der E-only-Imprints namhafter Verlage ist aus US-Sicht überraschend.
- Viele Verlage experimentieren mit mehreren Formaten, um einem Titel zum Marktdurchbruch zu verhelfen.
- Das Ziel scheint in Deutschland zu sein, Buchprojekte zu Serien auszubauen, sobald ein Band erfolgreich war.
- Farbige Illustrationen im Innenteil sind in Romanen für Kinder zum Standard geworden. Das steigert den gefühlten Wert der Bücher und erweitert ihren Leserkreis.
- Einige der Korrekturen von Autorenarbeiten erscheinen übergriffig. Manchmal schreiben die Lektoren ganze Absätze ins Manuskript, welche die Autoren dann akzeptieren oder ablehnen müssen.
- In vielen deutschen Kinderbüchern zeigt sich ein Mangel an Vielfalt. Scheinbar wird sich oftmals nicht bemüht, Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, familiärer Verhältnisse oder sexueller Orientierung einzubinden.
Kommentar hinterlassen zu "Zwischen Bewunderung und Befremden"