Der Zoff zwischen den Verpächtern und
Bertelsmann rund um die Schließung des Buchclubgeschäfts geht weiter. Die Geschäftspartner wollen den Medienkonzern zur Fortführung der defizitären Sparte zwingen.
Wie das „Handelsblatt“ in seiner Mittwochausgabe berichtet, wollen die so genannten Verpächter erreichen, dass der Gütersloher Medienkonzern das Geschäft – das Ende 2015 eingestellt werden soll – zwölf weitere Jahre fortführt. Laut Buchclub-Vertriebspartner haben rund 250 kleine und mittlere Unternehmen einen unkündbaren Vertrag mit Bertelsmann.
Rückblick: Im Juni 2014 hatte Bertelsmann bekannt gegeben, den Buchclub bis Ende 2015 zu schließen. Der Plan: Zunächst sollen bis März 2015 die Filialen rückgebaut werden, das Versandgeschäft läuft noch bis zum Weihnachtsgeschäft 2015. Die Club-Vertriebspartner hatten daraufhin im August 2014 eine Klage gegen die Schließung eingereicht, die von Bertelsmann erwidert wurde. Die jetzt konkretisierten Ziele der Verpächter gehen wiederum aus der Replik hervor.
Guido Gebhard, Sprecher der Kläger, hatte schon im Oktober 2014 erklärt, dass sich das aktuelle Bertelsmann-Management mit Thomas Rabe an der Spitze „unethisch“ gegenüber den Geschäftspartnern verhalten habe. „Bis zuletzt hat Bertelsmann uns im Unklaren darüber gelassen, dass der Club geschlossen wird. Das hat zur Folge gehabt, dass wir noch in das Geschäft investiert haben (laut Gebhard durchschnittlich 50% der eigenen Erlöse), als der Beschluss zur Schließung möglicherweise schon gefallen war.“ Dies sei möglicherweise ein Verstoß gegen Informationspflichten.
Es gebe, legt Gebhard in einer Pressemitteilung in dieser Woche nach, inzwischen neue Belege, u.a. Protokolle von Vollversammlungen, in denen Bertelsmann-Führungskräfte Managementfehler einräumten, darunter viel zu häufige Wechsel in der Buchclub-Führung. Gebhard: „Die neuen Belege zeigen einmal mehr, dass die Darstellung von Bertelsmann, der Club sei seit Jahren ein Minusgeschäft und die jüngsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten die Folge externer Faktoren, ein völlig falsches Bild zeichnet. Gewinne aus dem Club wurden nicht wieder in das Clubgeschäft gesteckt.“ Trotzdem habe der Club bis vor wenigen Jahren noch Geld verdient.
Die Buchclub-Geschäftspartner seien der Ansicht, dass man mit 1 Mio kauffreudiger Bestandskunden den Club durchaus hätte wieder profitabel machen können.
Das „Handelsblatt“ und die DPA zitieren einen Bertelsmann-Sprecher, nach dem in die Clubs sehr wohl investiert worden sei. Der Vertrag mit den Verpächtern enthalte zwar in der Tat einen Kündigungsverzicht. Da das Geschäft aber komplett aufgegeben werde, sei dieser Verzicht auf Kündigung aus Sicht von Bertelsmann nichtig.
Gegenüber buchreport.de sagt der Sprecher, dass Gesprächsangebote von Bertelsmann an Vorbedingungen der Verpächter gespeichert seien. Man sehe dem weiteren Verfahren gelassen entgegen.
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