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Wenn die Muse mich sucht, sie weiß, wo sie mich findet

Monika Peetz hat das geschafft, wovon viele Autoren träumen: Ganz oben auf der SPIEGEL-Bestsellerliste zu rangieren, und das mit dem allerersten Roman. Auf dem letzten Platz eingestiegen, haben sich die „Dienstagsfrauen“ jede Woche weiter nach oben gearbeitet, bis schließlich der zweite Rang erreicht war. Aktuell belegt der Titel Platz 37 (hier die Bestseller-Chronik).

Heute gewährt sie einen Einblick in ihre Kreativstätte:

Es gibt Jäger und Sammler, und es gibt mich. Ich horte Papier. Auf dem Schreibtisch häufen sich Entwürfe, Skizzen, Exposés, erste bis siebte Versionen von verschiedenen Projekten. Dazu Bücher, Zeitschriften, Terminkalender, Notizzettel mit neuen Ideen, schönen Worten und witzigen Szenen. Jeder Film und jeder Roman hat sein eigenes Notizbuch. 

Damit das alles auf dem Schreibtisch Platz hat, habe ich vor ein paar Jahren einen riesigen, schweren Eichentisch angeschafft. Eine durchaus verwegene Idee, wenn man mitten in Amsterdam wohnt, wo Wohnraum dem Wasser abgetrotzt ist und Treppenhäuser so eng und steil sind, dass man ab Schuhgröße 36 Probleme hat, den Fuß auf der Stufe unterzubringen.

Die Lieferung des Möbelhauses endete vor der Haustür mit Verweis auf das Etikett, auf dem ein unschuldiges „n.t.t.“ vermerkt war. Niet te tillen. Zu gut Deutsch: Unmöglich von der Stelle zu bewegen, geschweige denn in den zweiten Stock. Da stand ich dann. Auf dem Bürgersteig. Mit einem überdimensionierten Tisch, der selbst mit drei Mann kaum 10 cm zu bewegen war.

Die Amsterdamer Umzugsvariante, im vierten Stock auf das Dach zu klettern, einen Flaschenzug mit dickem Tau am Giebel zu befestigen und das hölzerne Ungetüm per Muskelkraft und Stoßgebet in den zweiten Stock zu befördern, schied aus. Am Ende half nur ein eigens bestellter Lastenaufzug, der den Tisch durchs ausgebaute Fenster in den zweiten Stock beförderte. Dafür habe ich jetzt einen extragroßen Schreibtisch, der zehn Menschen Platz bietet. Dabei bin ich in der Regel der einzige Gast. Morgen für Morgen stapfe ich mit meiner Tasse Milchkaffee, eingehüllt in eine Wolldecke, die das Morgenfrösteln vertreiben soll, in mein Büro, das ein Stockwerk unter unserer Wohnung liegt.

Ich glaube nicht an Geistesblitze und plötzliche Eingebungen. Ab 4.30 Uhr sitze ich an meinem Schreibtisch. Weil ich viel unterwegs bin, schreibe ich in Flugzeugen, in Zügen, auf Hotelbetten, in Lobbys und im Urlaub malerisch im Garten unter südlicher Sonne. Am liebsten aber sitze ich in meinem Büro zwischen meinen Notizen und Papieren. Wenn die Muse mich sucht, sie weiß, wo sie mich findet. Ich habe nicht vor, in den nächsten Jahren umzuziehen. Schon wegen meines Schreibtischs. Der gilt als nicht transportierbar.“ 

Monika Peetz
studierte Germanistik, Kommunikationswissenschaften und Philosophie an der Universität München. Danach arbeitete sie in einer Werbeagentur und in einem Verlag. Von 1990 bis 1998 war sie beim Bayerischen Rundfunk im Ressort Fernsehfilm als Dramaturgin und Redakteurin angestellt, wo sie die Reihen „Tatort“, „Polizeiruf 110“ und verschiedene  Koproduktionen für das Kino betreute. Seit 1998 schreibt sie Drehbücher. Auch für die „Dienstagsfrauen“ entstand zuerst das Drehbuch. Peetz musste die Buchrechte von der Filmfirma zurückkaufen. Noch bevor zu Ende gedreht war, wurde das Buch ein Bestseller. Die Ausstrahlung brachte der ARD schließlich die Traum-Zuschauerquote von 21,2% (1,28 Mio) ein.

Weitere Artikel aus der Reihe „Wo die Bestseller entstehen“:

  • Jussi Adler-Olsen: „Ohne Musik, kein Jussi Adler-Olsen“
  • Arne Dahl: „Keine Grenze zwischen Schreiben und Leben“ 
  • Thorsten Havener: „Ein Destillat aus Notizen“

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