Die Rochade beim Medienkonzern Bertelsmann wurde offiziell erst am Wochenende, mit dem Wechsel von Hartmut Ostrowski in den Aufsichtsrat eingeläutet. Doch Philosophie und Pläne des neuen Vorstandschefs Thomas Rabe (Foto: Bertelsmann) zeichnen sich bereits deutlich ab, wie das „Manager Magazin“ berichtet. Demnach will Bertelsmann künftig wieder bei Fachverlagen Geld investieren.
Der Nachfolger von Ostrowski wolle den Medienkonzern nach zehn Jahren Stillstand wieder voranbringen. Hintergrund der Personal-Rochade sei die Tatsache, dass die Familie Mohn ihr gesamtes Geld in Bertelsmann gesteckt habe – es gebe kaum Privatvermögen. Weshalb die Mohns den Konzern als ihre Vermögensverwaltung betrachteten. Und nachdem bereits zweimal wichtige Ergebnisträger verpufft seien – die Buchklubs und das Musikgeschäft –, suche Rabe nach neuen Perspektiven, um eine dritte Pleite zu verhindern:
- Zentraler Pfeiler ist und bleibt RTL; eine Abwanderung von Publikum und Werbekundschaft in digitale Medien, so die Betelsmann-Strategen, sei nicht erkennbar, gleichwohl sei das Fernsehgeschäft extrem konjunkturabhängig.
- Dagegen schwächelten andere Sparten im Konzern: Random House sei zu klein, um als Zugmaschine zu taugen, während Gruner + Jahr („Geo“) wachstumsschwach und wenig innovativ sei.
- Eine Dauerbaustelle sei die Dienstleistungstochter Arvato, wo 60.000 der 100.000 Bertelsmann-Beschäftigten arbeiteten. Zwar wachse die Sparte am schnellsten, doch die Umsatzrendite sei am kleinsten. Veräußerungen einzelner Arvato-Bereiche seien denkbar.
Auf der Suche nach neuen Investitionsfeldern wolle Rabe künftig neben den Beteiligungsfonds Bertelsmann Digital Media Investments und Bertelsmann Asia Investments ( buchreport.de berichtete) einen dritten Fonds auflegen, mit dem Bertelsmann die Verlagsbranche wieder verstärkt in den Fokus nimmt: „University Venture“ zielt auf Wissenschaftsverlage und Informationsdienstleistungen ab. Umfang: 100 Mio Dollar, die Hälfte steuert Bertelsmann laut „Manager Magazin“ bei.
Der Schritt ist als Kehrtwende zu werten, denn erst 2003 verkauften die Gütersloher unter der Regie von Gunter Thielen ihre Fachverlagssparte Bertelsmann-Springer an die Private-Equity-Firmen Cinven und Candover.
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