Bei der Hauptversammlung der Douglas-Gruppe in der Essener Grugahalle hat Konzernchef Henning Kreke bei den Aktionären für die Restrukturierung von Thalia unter dem eigenen Dach geworben. Indirekt räumte Kreke ein, zu spät auf die Krise im Buchhandel reagiert zu haben. Heute sei Amazon auch hierzulande führend. Thalia könne in einigen Jahren wieder ein positives Ergebnis erzielen.
Auf die Frage, ob Thalia nicht zu spät auf den Wandel im Buchhandel reagiere, holte Kreke weiter aus: Die Phoenix-Filialen in der Größenordnung von 400qm seien seinerzeit „nicht ernst genommen“ worden, erst mit dem Zusammenschluss mit Thalia habe sich das geändert. In den folgenden zehn Jahren sei Kompetenz gleichbedeutend gewesen mit Größe: „Am liebsten war man der lokale Platzhirsch mit dem größten Angebot, am besten über 100.000 Titel“.
Krisen-Welle ist schneller als erwartet nach Deutschland geschwappt
Heute sei dagegen die Buchhandlung mit der größten Kompetenz die im Internet – Amazon, mit mehreren Mio Titeln im Programm, die in Großstädten am gleichen Tag geliefert werden könnten. „Das ist fast genauso schnell wie ein Einkauf im stationären Handel.“ Diese Erkenntnis habe sich im Kalenderjahr 2010 ergeben, mit Blick auf die Entwicklungen in den USA. Aber Amerika, so Kreke, „schien zunächst noch ganz weit weg“ – auch weil es dort keine Buchpreisbindung gebe. Daher habe kaum jemand in der Branche damit gerechnet, dass die US-Welle so schnell über den großen Teich auch nach Deutschland schwappen werde. Amazon habe mittlerweile aber auch in Deutschland die Marktführerschaft im Buchhandel übernommen – mit anhaltend hohen Wachstumsraten.
Angst vor der „volatilen Zirkusaktie“
In seiner Rede äußerte sich auch der Douglas-Chef zu den Überlegungen der Familie Kreke zur Zukunft von Douglas. Hintergrund sei der Eindruck der Familie gewesen, dass die Aktienmärkte den Konzern nicht angemessen bewerteten. „Konkret empfanden wir unsere Aktie gegen Ende letzten Jahres als unterbewertet und sahen damit das Ansehen der Douglas-Gruppe und auch unsere Unternehmenskultur in Gefahr.“ Befürchtung: Das Papier verkomme zu einer „volatilen Zirkusaktie“.
Um das Unternehmen zu schützen, so Kreke, sei es möglicherweise sinnvoll, die Anteile der Familie aufzustocken, um den eigenen Einfluss zu erhöhen. Zu diesem Zweck seien Gespräche mit Finanzpartnern geführt worden. Ziel sei jedoch nicht, die Douglas-Gruppe zu zerschlagen. Es sei auch nie „zwingendes Ziel“ gewesen, den Konzern von der Börse zu nehmen. „Dies ist aber auch kein Szenario, das wir im Ergebnis ablehnen würden.“ Ein Delisting stünde aber ganz am Ende einer langwierigen Entwicklung.
Mehr zur Krise von Thalia im Dossier von buchreport.de
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