Es sieht schlecht aus für das Agency-Modell: Die oberste Kartellwächterin der USA, Sharis Pozen, hat angekündigt, jegliche Preisabsprachen zu stoppen. Auch wenn sie niemanden direkt adressiert: Ihre Kritik zielt offensichtlich gegen Buchverlage.
„Wenn man Preisabsprachen auf höchster Ebene von Unternehmen sieht, weiß man, dass etwas nicht stimmt. Und man muss etwas dagegen tun“, sagte Pozen dem „Wall Street Journal“, kurz vor ihrem Rücktritt von ihrem Posten als oberste Kartellwächterin der USA.
Zwar erwähnte die Wettbewerbshüterin nicht direkt, auf wen ihre Attacke zielt. Es scheint aber offensichtlich, dass sich ihre Kritik an Apple und die fünf Großverlage richtet, gegen die das US-Justizministerium eine Klage wegen Verletzung des Kartellrechts vorbereitet (buchreport.de berichtete). Die US-Justiz kooperiert mit der EU-Kommission, die ebenfalls ein Kartellrechtsverfahren wegen möglichen Preisabsprachen im E-Book-Handel eingeleitet hat (hier mehr).
Das US-Justizministerium geht nach Prüfung des Falls laut „Wall Street Journal“ davon aus, dass sich Apple und die Verlage Hachette Livre, Harper Collins, Simon & Schuster, Penguin sowie Macmillan (gehört zur deutschen Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck) im Schulterschluss dafür eingesetzt haben, die Preise für E-Books zu erhöhen. Dies verstoße gegen das Kartellrecht.
Die Verlage argumentieren dagegen, dass das Modell den Wettbewerb erhöht, weil sich mehr Buchhändler gegen Amazons Niedrigpreis-Strategie behaupten können. Nach Einschätzung von William Lynch, Chef der Buchkette Barnes & Noble, würde ein Ende des Agency-Ansatzes dazu führen, dass Amazon noch mehr Macht besäße.
In den USA schlägt der Fall hohe Wellen. Scott Turow, Chef des US-Schriftstellerverbands, hat in einem offenen Brief erklärt, dass Amazon vor dem Agency-Modell auf dem Weg gewesen sei, mit E-Book-Rabatten den Buchhandel zu „zerstören“. Um den Anschein von Wettbewerb zu erhalten, sei das Ministerium gerade dabei, den realen Wettbewerb zu zerstören (hier mehr).
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